Das interdisziplinäre Projekt beschäftigt sich mit adaptiven Strategien eiszeitlicher Jäger- und Sammler*innen um das Letzte Glaziale Maximum (LGM). Ausgangspunkt der Studien im niederösterreichischen Donauraum ist die Freilandfundstelle Kammern-Grubgraben.

Das Letzte Glaziale Maximum (LGM, ca. 24.000–19.000 cal BP) war, im Gegensatz zur landläufigen Meinung, eine Zeit relativer klimatischer Stabilität und wieder erstarkender menschlicher Populationen. Die unwirtlichsten klimatischen Bedingungen des gesamten Jungpaläolithikums herrschten vielmehr während des vorhergehenden späten Gravettien (ca. 29.000–25.000 cal BP). Während dieser Zeit waren die Jäger-Sammler*innen-Gemeinschaften in den nördlichen Breiten einem starken Subsistenzstress ausgesetzt. Der Fokus des Projekts liegt auf einem Fundstellen-Cluster in Österreich, Mähren und Südpolen, welches – obwohl nur dünn besiedelt – anders als andere Regionen nördlich von 50°N nicht von einem Populationszusammenbruch während dieser klimatischen Ungunstphase betroffen war. Daraus ergeben sich folgende Fragen: Was machte die Region besonders und welche adaptiven Strategien entwickelten ihre Bewohner*innen? Um diese Fragen zu beantworten, vergleichen wir die Umweltbedingungen und die archäologischen Befunde des LGM mit denen des frühen Gravettien, einer Zeit der kulturellen Blüte und vergleichsweise günstiger klimatischer Umstände. Wir verbinden archäologische Analysen (z. B. von lithischen und organischen Werkzeugen), osteoarchäologische Informationen sowie Daten zur Sedimentologie und Paläoumwelt (Geochemie, stabile Isotope, Mollusken u. a.). Ein innovativer Aspekt dieses Projekts ist die enge Verknüpfung von On-site-Daten zur Archäologie und Paläoumwelt für eine Schlüsselregion des LGM in Mitteleuropa in einer diachronen Perspektive. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf folgenden Fragen: Welche Unterschiede in den Umweltbedingungen lassen sich zwischen dem frühen Gravettien und dem LGM fassen und wie veränderte sich das Beutespektrum durch die Änderungen in Temperaturen und verfügbarer Feuchtigkeit? Welche sind die spezifischen Adaptionen der Jäger-Sammler*innen während des LGM im Vergleich zu jenen des frühen Gravettien? Dieser interdisziplinäre Ansatz erlaubt tiefere Einsichten in die Dynamik menschlicher Populationen und adaptive Strategien von Jäger-Sammler*innen.

Projektleitung

DFG

  • Kerstin Pasda (Institut für Ur- und Frühgeschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
  • Andreas Maier (Institut für Ur- und Frühgeschichte, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
  • Christoph Mayr (Institut für Geographie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Laufzeit

seit 2020–2022

Finanzierung

DACH Projekt
DFG [Projekt 424736737] / FWF [Projekt I4306]