Y-chromosomale Haplotypen prähistorischer Pferde zur Analyse der Domestikation, früher menschlicher Siedlungsgesellschaften, Migrationsvorgänge und kriegerischer Auseinandersetzungen

Im Rahmen des Projektes sollen mit Proben von Nekropolen und Einzelfunden von Pferdeskeletten väterliche Genealogien mit variablen Markern auf dem Y-Chromosom bis zurück in die prähistorische Zeit erstellt werden. Auch rezente und historische Y-chromosomale Pferde-Haplotypen werden durch die genealogische Zuordnung von Pferden Aufschluss über bestimmte Fragestellungen geben.

Die prähistorische Menschheitsgeschichte ist auf das Innigste mit der des Pferdes verwoben. Die Nutzung des Pferdes revolutionierte Transportwesen und Kriegsführung. Gemeinsam mit Sprachen und ganzen Kulturen verbreiteten sich Pferde in Eurasien, dem vorderen Orient und Europa. Seit Beginn der Domestikation haben vor allem die männlichen Tiere einen besonderen repräsentativen und züchterischen Stellenwert inne.

Das Y-Chromosom der Pferde ist sehr klein (nur etwa 1% des haploiden Genoms). Der nicht-rekombinierende Teil des Y-Chromosoms wird immer vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Mit variablen Y-chromosomalen Markern können deshalb patrilineare Genealogien konstruiert werden.

Erste Sequenzierstudien moderner Pferderassen zeigten leider keine Sequenzdiversität auf dem Y-Chromosom. Mittels next generation sequencing (NGS) fanden wir aber bei modernen Rassen sechs verschiedene Haplotypen und konnten auch zeigen, dass der Haplotyp 3, der in fast allen untersuchten englischen Vollblutpferden und in sehr vielen Warmblutpferderassen dominiert, durch eine Mutation aus HT2 in der Vollblutlinie Eclipse (*1764) entstanden war. Mittlerweile verfügen wir über zahlreiche Marker, die uns zu detaillierten Kenntnissen über Hengstlinien in modernen Pferderassen führten.

Im Rahmen des Projektes sollen mit variablen Markern am Y-Chromosom mit Proben aus Gräberfeldanalysen und Einzelfunden von Pferdeskeletten paternale Hengst-Genealogien bis zurück in die Zeit des Neolithikums (Domestikation) erstellt werden. Rezente und historische Y-chromosomale Pferde-Haplotypen werden durch die genealogische Zuordnung von Pferden auch für bestimmte humanarchäologische Fragestellungen unterstützende Informationen liefern.

Projektleitung

    Koordination des archäologischen Projektteiles

    Christoph Schwall