Dieses Projekt ist der Untersuchung der 5 km südlich der athenischen Akropolis gelegenen mykenischen Werkstattanlage von Kontopigado gewidmet. Mittels Bearbeitung der erhaltenen Befunde und Funde sowie mit Hilfe einer geophysikalischen Prospektion werden Laufzeit, Funktion und sozialökonomischer Kontext dieser größten bekannten Werkstatt der ägäischen Spätbronzezeit untersucht.

Die mykenischen Werkstattinstallationen von Kontopigado/Alimos in Attika (Griechenland) stellen die größte derzeit bekannte Werkstattanlage der ägäischen Spätbronzezeit (ca. 1700–1100 v. Chr.) dar. Beim Werkstattareal von Kontopigado könnte es sich um ein Beispiel eines regionalen Handwerkszentrums handeln. Das Forschungsprojekt zu Kontopigado bietet damit die einmalige Chance, Antworten auf grundlegende Fragen zur mykenischen Technologie und Produktion während der mykenischen Palastzeit des 14.–13. Jahrhunderts v. Chr. zu liefern.

In einer groß angelegten Rettungsgrabung wurde durch das lokale Denkmalamt unter Leitung von K. Kaza-Papageorgiou ein Komplex von aus dem Fels gehauenen Gruben, Brunnen und bis zu 64 m langen Kanälen freigelegt, die entweder das gesamte Spektrum der vor Ort existierenden Werkstattanlagen repräsentieren, oder aber nur Teil der Infrastruktur von in unmittelbarer Nähe gelegenen Werkstätten waren. Die genaue Funktion der Anlage ist noch unbekannt, Wassernutzung und -regulierung dürften dabei aber eine Rolle gespielt haben. Aufgrund seiner Größe und spezifischen Merkmale steht das Werkstattareal von Kontopigado in der gesamten prähistorischen Ägäis einzig da. Untersucht werden sollen die freigelegten Architekturbefunde sowie die Keramik und Kleinfunde dieses außergewöhnlichen Werkstattareals.

Eine nur wenige hundert Meter entfernt gelegene und partiell gleichzeitige Siedlung wurde ebenfalls durch Ausgrabungen erschlossen und erlaubt somit einen direkten Vergleich von Funden und Befunden zwischen Wohn- und Werkstättenareal. Gewählt wurde ein interdisziplinärer Ansatz, der verschiedene archäologische sowie archäometrische Untersuchungen vereint. Die geophysikalische Prospektion, die als eine der ersten Untersuchungen des Projekts im Oktober 2020 durchgeführt wurde, soll die nötigen Daten zu Größe, Plan und konstruktiven Details der Anlage liefern. Typologische, technologische und archäometrische Keramikanalysen dienen einerseits zur Erstellung des Datierungsrahmens und andererseits zur Identifikation der ursprünglich am Ort durchgeführten Tätigkeiten. Weiteren Aufschluss hierzu versprechen archäometrische Analysen von Kleinfunden wie der Mahlsteine, die in beträchtlicher Zahl vorliegen. Mit den gewonnenen Daten können einerseits das Verhältnis des Werkstattareals zur benachbart ausgegrabenen Siedlung bestimmt und andererseits seine Rolle in der mykenischen Gesellschaft rekonstruiert werden.

Außerhalb der Paläste gelegene Werkstätten sind in den Schriftquellen gut belegt und dürften eine zentrale Rolle in der mykenischen Wirtschaft gespielt haben, doch sind derartige Werkstätten bis auf seltene Ausnahmen archäologisch praktisch nicht erforscht worden. Das Projekt zu Kontopigado verspricht daher vertiefte Einblicke zu zahlreichen intensiv diskutierten Aspekten des mykenischen Griechenland insbesondere zur Zeit der Palastverwaltung (1400–1200 v. Chr.), etwa zur Technologie, der Siedlungsorganisation und der Organisation der Produktion.

Projektleitung

Kooperationen

  • Konstantina Kaza-Papageorgiou (em. Direktorin, Griechisches Kultur- und Sportministerium)
  • Cynthianne Debono Spiteri (Universität Tübingen)
  • Maria Choleva (INSTAP Post-Doctoral Fellow)
  • Calla McNamee (Wiener Laboratory, American School for Classical Studies Athens)

Laufzeit

seit 07/2019

Finanzierung

FWF [Projekt P 31938-G25]