Nur sehr wenige antike Werkstätten der Pigmentproduktion sind bisher bekannt. Eine davon ist die späthellenistische Werkstatt von Kos in Griechenland: hier wurde Ägyptischblau in einer hoch-temperatur Werkstatt produziert, wo auch Erdpigmente und Metalle verarbeitet wurden. Die natürlichen Ressourcen von Kos sind jedoch auf einige wenige Rohstoffe beschränkt – woher kamen die Materialien, die in dieser Werkstatt verarbeitet wurden?

Die Rohstoffe, die für die Metallproduktion und für die Produktion von Ägyptischblau notwendig sind, kamen wohl Großteils nicht von Kos sondern möglicherweise von umliegenden Inseln, dem griechischen oder türkischen Festland. Die Rohstoffe für die Erdpigmentproduktion könnten jedoch aus lokalen Vorkommen stammen. Dieses Pilotprojekt untersucht, ob lokale Vorkommen verwendet wurden.

Geologische Feldarbeit

In einer umfangreichen geologischen Feldarbeit wurden Proben verschiedener Ockervorkommen gesammelt um die geologische Vielfalt der Insel Kos abzubilden. Hierbei wurden Gelb- als auch Rotocker berücksichtigt (Abb. 1 und 2). Um eine Unterscheidung der verschiedenen Vorkommen zu ermöglichen, wurden für die verschiedenen Standorte jeweils mehrere Proben genommen. Diese Proben werden auf ihre mineralogisch-petrographische als auch chemische Zusammensetzung hin analysiert. Nur wenn die Unterschiede zwischen den verschiedenen Standorten grösser ist als zwischen den Proben jedes einzelnen Standorts, können die geologischen Referenzproben (Abb. 3) eine Herkunftsanalyse unterstützen.

Archäologische Feldarbeit

Um die Verwendung von lokalen Rohstoffen zu prüfen, wurden auch Proben von archäologischen Wandmalereien der Agora von Kos und von Farbklumpen aus der Farbenwerkstatt von Kos genommen. Die Resultate werden im Vergleich mit geologischen Proben die Diskussion von lokaler Ressourcennutzung oder Import ermöglichen.

Lokale Rohstoffe – weitreichende Handelsnetzwerke

Die griechische Insel Kos ist die drittgrößte der Dodekanes-Inseln und liegt in der südöstlichen Ägäis, nahe der türkischen Küste, ist von Schiefer, Kreidekalk und mitunter dicken Lagen vulkanischen Tuffs geprägt, wobei der westliche Teil der Insel von vulkanischer Aktivität gekennzeichnet ist. Dort finden sich vulkanische Mineralien und lokale Eisenerzvorkommen (zentrale Bergkette Dikaios) und kleinere Ockervorkommen könnten eine lokale Produktion geprägt haben. Andererseits lag Kos günstig entlang wichtiger maritimer Handelsrouten, die wichtige Rohstoffe für weitere Verarbeitung nach Kos gebracht haben könnten.

Kooperationen

  • Ariadne Kostomitsopoulou Marketou, MF Norwegian School of Theology and Religion
  • Kelly Kouzeli, Stone Conservation Center of the Hellenic Ministry of Culture and Sports
  • Sabine Klein, Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen
  • Moritz Jansen, Deutsches Bergbau-Museum Bochum
  • Gilberto Artioli, Universität Padova

Laufzeit

01/2022–

Finanzierung

  • Dr. Emil Suess-Erbschaft (PNr. OSTI000227)
  • Hlauschek-Legat (PNr. OSTI000226)