Das Schwerpunktprojekt zur Bernsteinstraße in Nordostpannonien, das zwei Detailstudien umfasst, erforscht den bedeutenden frühprinzipatszeitlichen Militärstützpunkt von Strebersdorf-Frankenau und den durch das hier stationierte Militär kontrollierten Abschnitt der Bernsteinstraße.

Die römischen Militärlager und der Vicus von Strebersdorf-Frankenau in Nordostpannonien

In den Jahren 2008–2013 konnte durch das ÖAI auf den Gemeindegebieten von Strebersdorf und Frankenau (Burgenland) mittels großflächiger geophysikalischer Prospektionen und kleiner Grabungsschnitte der Nachweis eines differenziert strukturierten römischen Siedlungsplatzes mit Bezug auf die Bernsteinstraße erbracht werden. Der über 40 ha große Fundort erstreckt sich direkt an der Transitroute auf halber Strecke zwischen zwei römischen Städten unterschiedlichen Rechtsstatus, nämlich der Colonia Savaria im Süden und dem Munizipium Scarbantia im Norden. Die besondere strategische Lage, offenkundig an territorialen Verwaltungsgrenzen, sowie die natürlichen Ressourcen ausgedehnter Raseneisenerzvorkommen waren ausschlaggebend für die Errichtung mehrerer Militärlager, eines rund 10 ha großen Vicus sowie von Werkplätzen der Eisenverarbeitung.

Römische Militärlager

Von besonderer Bedeutung für die Fragestellung der Machtergreifung der Römer im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. und der in der Okkupationsphase entlang der Bernsteinstraße einsetzenden Militärpräsenz sind die Befunde von vier römischen Befestigungen. Drei superponierende Militärlager von maximal 2,1 ha und ein weiteres temporäres Lager von rund 20 ha Größe dokumentieren die Veränderungen in der römischen Militärstrategie. Ausgehend von großflächigen Feldlagern tiberisch-claudischer Zeit wird der Standort schließlich durch ein permanentes Militärlager kleinerer Größe befestigt. Funde indizieren die Präsenz einer Kavallerieeinheit, der Ala Pannoniorum.

Eisenverhüttung

Im Umfeld der Lager sind zahlreiche Ofenbatterien zur industriellen Verarbeitung lokalen Raseneisenerzes erkennbar. Aufgrund der Verteilung von Verhüttungsschlacken und der geomagnetischen Anomalien ist auf Batterien von Rennöfen zu schließen. Für deren Bestand ist eine zeitliche Abfolge von der frühtiberischen bis flavischen Periode zu argumentieren, unter Berücksichtigung des Bezugs zu den Militärlagern.

Der Fundplatz nimmt somit eine hervorragende Stellung für die Neuinterpretation der systematischen augusteisch/tiberischen Provinzerschließung mittels militärischer Stützpunkte und der wirtschaftlichen Faktoren dieser Militärzüge ein.

Detailstudie zur Infrastruktur einer Transitroute in Nordostpannonien (Strebersdorf – Großwarasdorf)

Ausgehend von den in Strebersdorf verifizierten Militärlagern wird im Rahmen eines Großraumsurveys die Infrastruktur der Bernsteinstraße auf einem 15 km langen Abschnitt untersucht. Weitläufige, fahrzeuggestützte geomagnetische Prospektionen sowie LiDAR-Daten-Auswertung geben in den Gemeindegebieten von Großwarasdorf, Frankenau-Unterpullendorf und Raiding Hinweise auf die Trasse der Bernsteinstraße sowie deren Infrastruktur. Als ein erstes wichtiges Ergebnis ist die Entdeckung eines römischen Wachturms an der Transitroute zu nennen.

Kooperation

Landesmuseum Burgenland

Laufzeit

seit 2008

Finanzierung

  • ÖAW-ÖAI
  • Land Burgenland
  • Bundesdenkmalamt