An der altbekannten jungpaläolithischen Fundstelle Kammern-Grubgraben werden seit 2015 erneut Forschungsgrabungen durchgeführt. Der Lagerplatz ist durch außergewöhnliche Steinnbefunde und Funde, darunter zahlreiche Schmuckobjekte, gekennzeichnet.

Der Grubgraben bei Kammern (Hadersdorf-Kammern, NÖ) gilt als der älteste in Österreich entdeckte Freilandfundplatz des Paläolithikums (1870). Er erstreckt sich über eine hochgelegene und nach Süden geöffnete Geländemulde, die zwischen dem nordöstlichen Steilabfall des Heiligenstein und dem Westhang des Gaißberges eingebettet ist. Der langen Forschungsgeschichte entsprechend haben sich viele namhafte Forscher um diesen Fundplatz bemüht, erste Grabungen gab es unter Josef Bayer 1922. Beginn einer systematischen Erforschung erfolgte erst 1985–1987 auf Initiative von Friedrich Brandtner, der die Grabungen an Anta Montet-White (Universität Kansas) vermittelte. 1989/90 führte er weitere Grabungen gemeinsam mit Bohuslav Klíma durch.

Insgesamt wurden fünf Kulturschichten festgestellt, flächig ergraben wurden aber zumeist nur die Bereiche der Schichten 2–3, wo auch Strukturen einer Behausung erfasst werden konnten. 14C-Datierungen ergaben ein Alter von rund 18.000–19.000 Jahren (BP) für diese Horizonte. Die Fundstelle ist durch eine reiche Knochenindustrie charakterisiert, die Nadeln mit kleinem Öhr, Elfenbeinspitzen, Spatel, runde Anhänger und gezähnte Knochenartefakte enthält. Besonders bemerkenswert sind ein Lochstab, das Fragment einer Speerschleuder und die Flöte aus der Tibia eines Rentiers.

Inventarisierungsprojekt

Neue Feldforschungen

Publikationen

Publikationen

  • Ch. Neugebauer-Maresch, Th. Einwögerer, J. Richter, A. Maier, S. T. Hussain, Kammern-Grubgraben. Neue Erkenntnisse zu den Grabungen 1985–1994, Archaeologia Austriaca 100, Wien 2016, 225–254.
  • P. Haeserts, F. Damblon, The Late Palaeolithic Site of Kammern-Grubgraben (Lower Austria). Additional Data on Loess Stratigraphy and Palaeoenvironment, Archaeologia Austriaca 100, Wien 2016, 255–269.
  • P. Haeserts, F. Damblon, C. Neugebauer-Maresch, Th. Einwögerer, Radiocarbon Chronology of the Late Palaeolithic Loess Site of Kammern-Grubgraben (Lower Austria), Archaeologia Austriaca 100, Wien 2016, 271–277.
  • Ch. Neugebauer-Maresch, M. Bachner †, J. Tuzar, Kammern-Grubgraben, Wissenschaftliche Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesmuseum 19, 2008, 119–128.
  • Th. Einwögerer, B. Käfer, Eine jungpaläolithische Knochenflöte aus der Station Grubgraben bei Kammern, Niederösterreich. Mit einem Beitrag von Florian A. Fladerer, Archäologisches Korrespondenzblatt 28, Heft 1, 1998, 21–30.
  • F. Brandtner, Zur geostratigraphischen und kulturellen Zuordnung der Paläolithstation Grubgraben bei Kammern, NÖ. In: J. Svoboda (ed.), Paleolithic in the Middle Danube Region. Festschrift für B. Klíma, Dolní Vestonice Studies 4, Brno 1996, 121–146.
  • A. Montet-White (ed.), The Epigravettian Site of Grubgraben, Lower Austria: The 1986 and 1987 Excavations, ERAUL – Etudes et recherches archéologiques de l’Université de Liège 40, Liège 1990.
  • F. Brandtner, Stand der Paläolithforschung in Niederösterreich. Vortrag gehalten auf der Niederösterreich-Tagung der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Asparn/Zaya, Mannus 56, Bonn – Wien 1990, 43–58.
  • F. Brandtner, Die Paläolithstation „Grubgraben“ bei Kammern. Vorläufige Ergebnisse neuerer Grabungen, Fundberichte aus Österreich 1989, 17–26.

 

 

Projektleitung

Laufzeit

seit 2015