Am Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. entstanden in der Südlevante die ersten urbanen Zentren, während sich gleichzeitig im Niltal der ägyptische Staat herausbildete. Die darauf folgende Periode (Frühbronzezeit bzw. Altes Reich) war von engen Handelsbeziehungen zwischen den beiden Regionen geprägt, bis die ersten Städte der Südlevante am Ende der Frühbronzezeit III wieder verlassen wurden. Diese Epoche wird anhand neuer Radiokarbondaten kritisch untersucht.

Im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. entwickelte sich im Niltal der erste geeinte ägyptische Staat, welcher seinen vorläufigen Höhepunkt im Pyramidenzeitalter des Alten Reiches (3.–6. Dynastie, ca. 2650–2200 v. Chr.) fand. Währenddessen entstanden in der Levante in der Frühbronzezeit II und III die ersten Städte und komplexen Gesellschaften.

Im Rahmen eines APART-Stipendiums werden am ÖAI die Entwicklung der ägyptisch-levantinischen Beziehungen, der Aufstieg und Niedergang der ersten Städte und der mögliche Einfluss klimatischer Faktoren auf gesellschaftliche Transformationen erstmals auf Grundlage einer naturwissenschaftlichen Chronologie untersucht.

Bereits im 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. können enge Verbindungen zwischen diesen beiden Regionen nachgewiesen werden. Ägyptische Beamtenbiografien berichten von weitreichenden Handelsexpeditionen in die Levante, und im Niltal aufgefundene importierte Keramik zeugt von verhandelten Gütern.

Am Ende der 6. Dynastie (um 2200 v. Chr.) zerfällt der ägyptische Zentralstaat in mehrere konkurrierende Herrschaftsgebiete. In der Levante brechen am Ende der Frühbronzezeit III die ersten Städte zusammen und die Gesellschaft kehrt zu einer pastoral/nomadischen Lebensweise zurück.

In der Forschung wurde dieser Zusammenbruch lange Zeit auf eine plötzliche Klimaverschlechterung um 2200 v. Chr. zurückgeführt. Neue Radiokarbondaten belegen dagegen, dass die ersten Städte der Levante bereits deutlich früher, nämlich spätestens um 2500 v. Chr. verlassen worden sind und machen daher eine Neubewertung der ägyptisch-levantinischen Beziehungen zu dieser Zeit erforderlich. 

Publikationen

  • V. Tumolo – F. Höflmayer, Khirbet ez-Zeraqon and Early Bronze Age Chronology Revisited, in: S. Richard (ed.), New Horizons in the Study of the Early Bronze III and Early Bronze IV of the Levant (University Park. Eisenbrauns 2020) 249–264.
  • Y. Rotem – Y. M. Rowan – F. Höflmayer – M. Iserlis, Tel Yaqush. An Early Bronze Age Village in the Central Jordan Valley, Israel, Bulletin of the American Schools of Oriental Research 381, 2019, 107–144.
  • F. Höflmayer – K. Streit, The Impact of Radiocarbon Dating and Absolute Chronology in the Holy Land: A Social Archaeological Perspective, in: A. Yasur-Landau – E. H. Cline – Y. M. Rowan (eds.), The Social Archaeology of the Levant. From Prehistory to the Present (Cambridge 2019) 573–593.
  • F. Höflmayer, Introduction: The Late Third Millennium BC in the Ancient Near East and Eastern Mediterranean – A Time of Collapse and Transformation, in: F. Höflmayer (ed.), The Late Third Millennium in the Ancient Near East: Chronology, C14 and Climate Change. Papers from the Oriental Institute Seminar Held at the Oriental Institute of the University of Chicago 7-8 March 2014, Oriental Institute Seminars 11 (Chicago 2017) 1–29.
  • F. Höflmayer, The Southern Levant, Egypt, and the 4.2 ka BP Event, in: H. Meller – H. W. Arz – R. Jung – R. Risch (eds.), 2200 BC – Ein Klimasturz als Ursache für den Zerfall der Alten Welt? / 2200 BC – A Climatic Breakdown as a Cause for the Collapse of the Old World? 7. Mitteldeutscher Archäologentag vom 23. bis 26. Oktober 2014 in Halle (Saale), Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 12. (Halle (Saale) 2015) 113–130. 
  • F. Höflmayer – M. W. Dee – H. Genz – S. Riehl, Radiocarbon Evidence for the Early Bronze Age Levant: Tell Fadous-Kfarabida (Lebanon) and the End of the Early Bronze III Period, Radiocarbon 56(2), 2014, 529–542.

 

 

Projektleitung

Laufzeit

05/2015–04/2017

Finanzierung

Apart-Stipendium der ÖAW