Im Rahmen dieses Dissertationsprojektes wurde die materielle Kultur der frühen Eisenzeit (ca. 11. Jahrhundert v. Chr.) in Tell Abu al-Kharaz im Jordantal untersucht. Besonderes Augenmerk lag auf Aspekten von Kontinuität/Wandel, Tradition/Innovation und transkulturellen Kontakten nach der Umbruchsphase von der Spätbronzezeit zur frühen Eisenzeit.

Das im Rahmen eines DOC-Stipendiums der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit Unterstützung eines Marietta Blau-Stipendiums des Österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung ausgeführte Dissertationsprojekt beleuchtet die materielle Kultur der frühen Eisenzeit in Tell Abu al-Kharaz. Die Fundstelle liegt im nördlichen Jordantal im heutigen Jordanien. Grundlage der Studie ist ein außergewöhnlich gut erhaltenes Gebäude, welches von der Schwedischen Jordanienexpedition unter der Leitung von Peter M. Fischer zwischen 2009 und 2012 freigelegt wurde. Die 21 Räume des Gebäudes enthielten über 200 intakte oder komplette Gefäße aus Keramik, wie beispielsweise Schalen, Kelche, Becher, Kratere, Krüge, Pyxiden, Pilgerflaschen, Vorratsgefäße, Kochtöpfe, Lampen und einen sog. Weihrauchständer. Einige der Gefäße hatten organische Überreste zum Inhalt, wie etwa Weizen, Gerste, Hirse, Kichererbsen und Oliven. Darüber hinaus wurden Alabastergefäße, Schalen aus Stein, Spinnwirteln und Webgewichte, Perlen und Skarabäen, diverse Metallobjekte und Steingeräte sowie Öfen gefunden. Gestützt auf 15 14C-Daten kann die Zerstörung des Bauwerks etwa in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts v. Chr. (Eisenzeit I) datiert werden.

Die früheisenzeitliche Keramik und die Kleinfunde von Tell Abu al-Kharaz weisen auf ein hohes Maß an Kontinuität seit der Spätbronzezeit hin. Andererseits lassen sich einige Innovationen ausmachen, die eine Verflechtung von neuen fremden und traditionellen lokalen Zügen widerspiegeln. Diese Kombination von Kontinuität und Innovation stimmt mit Funden anderer Siedlungen im Jordantal und in der Jesreelebene überein. Fremde Einflüsse, die im früheisenzeitlichen Material von Tell Abu al-Kharaz sichtbar sind, können bis zum östlichen Mittelmeerraum, nach Zypern und in die Ägäis verfolgt werden. Außerdem gibt es einige phönizische Importe, während der ägyptische Einfluss zu dieser Zeit eher unbedeutend zu sein scheint. Westliche Züge spiegeln sich im Tafelgeschirr und anderen Funden wider, die wohl durch Handel nach Tell Abu al-Kharaz gelangten, sowie durch Objekte, die lokal produziert wurden. Letztere sind neue Arten von Kochgefäßen und Webgewichten, die auf Änderungen in den Kochsitten, der Ernährung und der Textilproduktion hinweisen. Insgesamt weisen das Fundmaterial und die Architektur auf eine eher wohlhabende eisenzeitliche Bevölkerung in Tell Abu al-Kharaz hin, die weitreichende transkulturelle Kontakte besaß.

Die Dissertation mit dem Titel »An Early Iron Age Compound at Tell Abu al-Kharaz, Jordan Valley: Tradition, Innovation, and Intercultural Relations in the Eastern Mediterranean around 1100 BCE« wurde im November 2015 an der Universität Wien eingereicht und im Jänner 2016 verteidigt.

 

 

Projektleitung

Betreuung

Peter M. Fischer

Laufzeit

01/2013–01/2016

Finanzierung

DOC-Stipendium der ÖAW