Durch das FWF-Projekt zur römischen Siedlung bei Leithaprodersdorf wird erstmals eine umfassende Analyse einer ländlichen Siedlung Nordwestpannoniens möglich. Das Projekt beinhaltet die chronologische, typologische, archäozoologische und funktionale Untersuchung dieser ruralen Ansiedlung sowie einen Abgleich mit dem zugehörigen Gräberfeld.

Archäologische Forschungen im Hinterland der römischen Donaugrenze

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit römischen Überresten des ländlichen Hinterlandes Nordwestpannoniens nahm im Gegensatz zur Erforschung der römischen Donaugrenze sehr lange eine Nebenrolle ein. Durch Grabsteine ist überliefert, dass in den ländlichen Gebieten der Provinz zahlreiche Siedler keltischen und germanischen Ursprungs gelebt haben müssen. Wir wissen jedoch nur wenig über ihre Siedlungsstrukturen und wie oder ab wann hier eine Anpassung an eine römische Lebensweise stattfand.

Die Ausgrabungen der Leithaprodersdorfer Siedlung

Die Untersuchung der Leithaprodersdorfer Siedlung eignet sich besonders gut, um Kenntnisse über die Siedlungs- und Bevölkerungsstrukturen des römischen Hinterlandes zu gewinnen. Bei Leithaprodersdorf konnte von 2005–2015 großflächig eine mehrphasige römische Siedlungsstelle archäologisch erschlossen werden. Auch das zugehörige Gräberfeld ist bekannt, die Nekropole wurde bereits wissenschaftlich ausgewertet. Dabei wurde deutlich, dass der Bestattungsplatz gerade am Anfang sehr ›unrömisch‹ geprägt war, was wiederum Fragen über den autochthonen Charakter der Siedlung aufwirft.

Neue Erkenntnisse über rurale Siedlungsstrukturen

Durch die Analyse der Siedlung kann nun in Teilbereichen ein Vergleich mit dem Gräberfeld erfolgen. Dabei sollen Fragen über die Haus- sowie Siedlungsstrukturen sowie deren Wandel vom 1. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. geklärt werden. Durch das untersuchte Gräberfeld stellte sich heraus, dass typisch römische Grabmonumente erst nach einem etwa 50-jährigen Bestehen des Bestattungsplatzes errichtet worden waren. Auch andere ausgesprochen ›römische‹ Gegenstände (Terra Sigillata) fanden erst relativ spät im Gräberfeld Verwendung. Diesen Auffälligkeiten soll auch in der Siedlung aus soziokulturellen, kontextuellen und handelsgeschichtlichen Aspekten nachgegangen werden.

Wissenschaftliche Methoden zur Auswertung der Siedlung

Durch Luftbildauswertungen soll außerdem die Gesamtausdehnung der Siedlung erfasst werden. Die Münzfunde der Siedlung werden in der Forschungsgruppe Numismatik des ÖAI ausgewertet. Als besonders bedeutend für das Projekt ist die Auswertung der Tierknochen. Nachdem das Tierrassenspektrum und die Wuchsgrößen bestimmter Tiere nach der Eroberung einer Provinz oft römisch beeinflusst wurden, wird auch hier ein Wandel von einheimischen zu ›importierten‹ Tierrassen angenommen. Durch das FWF-Projekt wird erstmals eine umfassende chronologische, typologische, archäozoologische und funktionale Analyse einer ländlichen Siedlung Nordwestpannoniens möglich.

 

Projektleitung

Kooperationen

Laufzeit

03/2021–03/2024

Finanzierung

FWF-Hertha-Firnberg-ProjektT-1198