Ausgrabungen auf der mykenischen Burg von Midea ergaben in einem zwischen 2004 und 2006 ausgegrabenen Schnitt Material, das in das Spätneolithikum, das Chalkolitikum sowie in die frühe Bronzezeit bis zum Beginn der mittleren Bronzezeit datiert. Die Analyse der Keramik gibt Einblicke in lokale Produktionszentren und die Stellung Mideas innerhalb der Austauschnetzwerke. Die Befunde und Funde geben Aufschluss über die Nutzung des Fundortes in vormykenischer Zeit.

Die mykenische Burg von Midea liegt auf einem Hügel am Rand der argivischen Ebene und wird seit 1983 im Rahmen von griechisch-schwedischen Grabungen unter der Gesamtleitung von Katie Demakopoulou erforscht. Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass dieser Fundort auf das Neolithikum und die Frühbronzezeit zurückgeht. Jedoch ergaben erst Grabungen in den Jahren 2004–2006 im oberen Teil der Akropolis stratifizierte Kontexte der Jungsteinzeit (Spät- und Endneolithikum; 4800–3100 v. Chr.), der Frühbronzezeit (Frühhelladisch [FH] I und II; 3100–2200 v. Chr.) sowie der beginnenden Mittelbronzezeit (FH III Spät – Mittelhelladisch I; 2200–1900 v. Chr.). Das vom FWF geförderte Projekt hatte zum Ziel, diese Befunde zu erforschen und in einen Kontext mit bereits bekannten Funden Südgriechenlands und der Ägäis zu setzen.

Die älteste Nutzung datiert in die jüngere Phase des Spätneolithikums (4800–4500 v. Chr.), von der eine Füllung mit kleingeschlagenen Keramikfragmenten erhalten ist. In diese war ein Grubengrab eingetieft, das die vermutlich sekundäre Körperbestattung einer Frau zwischen 40 und 50 Jahren enthielt. Nach Radiokarbon-Daten ist die Beisetzung zwischen 4350 und 4270 v. Chr. zu datieren. Ein gestörtes Felskammergrab dürfte in die Zeit zwischen dem Endneolithikum und FH II zu setzen sein. Für FH I (3100–2700 v. Chr.) ist ein Nutzungshorizont belegt. FH II (2700–2200 v. Chr.) ist in seiner entwickelten Periode gesichert. In diese Periode gehören der Abschnitt einer mächtigen Mauer, welche möglicherweise Teil einer Befestigung war sowie das Depot eines Speiseservices. Vom späten FH II bis zum späten FH III ist im Bereich der Grabung eine Unterbrechung in der Nutzung festzustellen. Für die beginnende Mittelbronzezeit ist ein Bodenhorizont belegt, auf dem in größerem Abstand voneinander ganz erhaltene Gefäße standen.

Die archäologische und naturwissenschaftliche Analyse der Keramik (Petrografie, chemische und Neutronenaktivierungsanalyse) ergab interessante Aspekte zur Stellung von Midea in der Nordostpeloponnes. Während FH I liegt für Midea ein wichtiges Produktionszentrum in der Nähe des Talioti-Tales, und von den geläufigen Formen werden vor allem Fußschalen bis in die Korinthia exportiert. Mit Ausnahme eines Fragments von Ägina fehlen hingegen Importe nach Midea völlig. Während FH II überwiegt im Material die lokale Produktion und ›Talioti‹-Keramik bildet weiterhin einen wichtigen Anteil. Allerdings stammen nun etwa 10 % der Keramik aus der Korinthia. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Saucieren und Schalen, die vermutlich auf Zusammenkünfte mit gemeinschaftlichem Essen und Trinken weisen.

Tonstatuetten, Schmuck, Spinnwirtel, Mattenabdrücke, Steingeräte sowie paläozoologische Reste geben Auskunft über die vielfältigen Aktivitäten von Midea. Aufgrund von Abschlagresten dürfte Midea ein sekundäres Produktionszentrum von Obsidian gewesen sein. Das häufige Auftreten von Obsidian spricht für die engen Beziehungen von Midea zu nahe gelegenen Küstensiedlungen. Gleichzeitig zeigen Fragmente von Vorratsgefäßen mit Stempelrollerabdrücken, Marmorgewichte und die Reste der Befestigung, dass Midea eine bedeutende Stellung im FH II-zeitlichen Siedlungsnetzwerk der Argolis eingenommen hat.

 

 

 

Projektleitung

    Kooperationen

    • Katie Demakopoulou (Midea excavations)
    • Peter Martin Day (University of Sheffield)
    • Ronny Friedrich (REM Mannheim)
    • Armelle Gardeisen (CNRS)
    • Arhondia Koukou (Midea excavations)
    • Olga H. Krzyszkowska (University of London)
    • Joseph Maran (Universität Heidelberg)
    • Christos Matzanas (Greek Ministry of Culture)
    • Michael Schultz (Universität Göttingen)

    Finanzierung

    FWF [Projekt P 24798]