Seit Erscheinen des Corpuswerkes von Dumitru Tudor (CMRED) in den Jahren 1969 und 1976 ist die Anzahl der bekannten Denkmäler der so genannten Donauländischen Reiter gewaltig angestiegen. Dies ist durch die archäologischen Grabungsaktivitäten in den betroffenen Gebieten, aber auch durch das Bekanntwerden von umfangreichen Privatsammlungen sog. »Donaureiter«-Bleitäfelchen bedingt. Besonders wertvoll für die kulturhistorische Auswertung sind die Funde aus archäologisch gesicherten Kontexten, doch häufig stehen nur ungenaue Angaben zur Provenienz der Objkete zur Verfügung.

Der Kult der »Donauländischen Reiter« gibt derzeit noch manche Rätsel auf, da kaum schriftliche Quellen dazu vorliegen. Informationen zum Inhalt und zur Form des Kultes, zu den Riten, den religiösen Vorstellungen, den handelnden Personen und dem historischen Hintergrund müssen durch die erhaltenen Votiv- und Kultdenkmäler und deren Kontexte erschlossen werden. Umso wichtiger ist es, den vorhandenen Denkmälerbestand in seiner gesamten Bandbreite zu erfassen und Fundgeschichten soweit wie möglich zu rekonstruieren. Besonders bei den Votivtäfelchen aus Blei kann die Untersuchung von Herstellungs- und Verteilungsmustern wertvolle Hinweise liefern.

Ein weiterer Zugang zur Bedeutung des sog. Donauländischen Reiter-Kultes führt über die verwendete Bildsymbolik, die in ihrer Vielschichtigkeit und ihren Querverbindungen erst ansatzweise entschlüsselt ist. Auch hier können regionale Charakteristika beobachtet werden, die es anhand der Fundverteilung genauer zu untersuchen gilt. Rezente Erklärungsversuche und Vergleiche mit epigraphischen Quellen müssen einer Überprüfung unterzogen und mit den Ergebnissen der ikonographischen und religionsgeschichtlichen Analyse konfrontiert werden.

Ziel des akuellen Projektes ist es, eine Bestandsaufnahme der relevanten Denkmäler im nordwestlichen Teil der Provinz Pannonia superior und im serbischen Teil der Provinzen Pannonia inferior und Moesia superior zu erreichen, mit einem Schwerpunkt auf der Region um Sremska Mitrovica, dem antiken Sirmium, einem der presumptiven Herstellungszentren von Votivtäfelchen der »Donauländischen Reiter«.