Die Siedlung von Kolonna auf der im Saronischen Golf gelegenen Insel Aigina gehört im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. zu den wichtigsten Fundplätzen des ägäischen Raumes. Im Rahmen dieses Projekts werden Stratigrafie und Chronologie der früh- und mittelbronzezeitlichen Siedlung im Bereich der sogenannten prähistorischen Innenstadt und am Südhügel untersucht und die Lebensgrundlagen der Siedlung erforscht.

Die Bedeutung der vorgeschichtlichen Siedlung von Kolonna ist seit Langem bekannt. Bei den von der Universität Salzburg seit 1969 durchgeführten Ausgrabungen konnte eine fortlaufende stratigrafische Abfolge freigelegt werden, die von der frühen bis in die späte Bronzezeit reicht. Dies ist insofern bemerkenswert, als kontinuierliche Kulturabfolgen über einen derart langen Zeitraum im zentralen Ägäisraum außergewöhnlich und bislang nur von sehr wenigen Fundorten bekannt sind. Die frühe, mittlere und beginnende späte Bronzezeit markieren dabei die Hochphase von Kolonna. In der Frühen Bronzezeit III wurde die erste Befestigungsmauer errichtet, die in den folgenden Phasen kontinuierlich verstärkt und erweitert wurde und Kolonna damit zu einer der am besten befestigten Siedlungen in der Ägäis machte.

›Prähistorische Innenstadt‹

Teile der ›prähistorischen Innenstadt‹ waren bereits vor dem Zweiten Weltkrieg freigelegt worden, die Ergebnisse dieser Untersuchungen blieben jedoch unveröffentlicht. Zwischen 1993 und 2000 unter der Leitung von F. Felten und S. Hiller durchgeführte Nachgrabungen in diesem Bereich erbrachten aufschlussreiche Erkenntnisse, insbesondere zu den Phasen Frühbronzezeit II und III. Von besonderer Bedeutung sind dabei zahlreiche vollständig erhaltene Gefäße, die in einer Zerstörungsschicht der Frühbronzezeit III angetroffen wurden. Ein weiterer Höhepunkt war die Entdeckung eines Hortfundes mit zahlreichen Schmuckstücken aus Edelmetall und Edelsteinen, welche die Einbindung Aiginas in weitreichende Handelsnetzwerke belegen.

›Südhügel‹

Im Rahmen des FWF-Projekts SCIEM 2000, das die Stratigrafie des 3. und 2. Jahrtausends v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum zum Inhalt hatte, wurde zwischen 2002 und 2010 unter der Leitung von W. Gauß am sogenannten Südhügel ein monumentales Gebäude der mittleren Bronzezeit freigelegt, das in seinen Ausmaßen die bislang bekannten Häuser der Siedlung um ein Vielfaches übertrifft. Die monumentale Architektur und reiche Funde, die während einer bestimmten Nutzungsphase klare Bezüge zum minoischen Lebensstil aufweisen, sprechen dafür, dass es sich um den Sitz einer elitären Gruppe handelte. Dies spiegelt sich unter anderem in der Verwendung von Keramik minoischer Herkunft oder auf Aigina hergestellter minoisierender Keramik sowie in Trink- und Speisesitten minoischer Art wider.

Stratigrafie und Chronologie

Die Funde aus diesen beiden Bereichen – der ›prähistorischen Innenstadt‹ und dem ›Südhügel‹ – sind aufgrund ihrer Qualität, Originalität und Herkunft aus dem gesamten ägäischen Raum nicht nur für die Erforschung der chronologischen Abfolge, der Siedlungsstruktur und des Konsumverhaltens in Kolonna selbst von größter Bedeutung. Die in Kolonna gewonnenen stratigrafischen Beobachtungen, naturwissenschaftliche Untersuchungen und Erkenntnisse zum erstmaligen Auftreten, der Häufigkeit oder der Fundvergesellschaftung bestimmter Keramikgattungen tragen auch wesentlich zur Beurteilung weniger prominenter Fundplätze bei.

Projektleitung

Laufzeit

seit 2011

Finanzierung

  • SFB SCIEM 2000
  • INSTAP (Institute of Aegean Prehistory)

Kooperationen