Ziel des Projektes ist eine Untersuchung von Veränderungen in der Ernährung und der Art der Zubereitung von Speisen auf Zypern am Ende der Spätbronzezeit (13.–12. Jahrhundert v.u.Z.). Die Periode um 1200 v.u.Z. ist im gesamten Ostmittelmeerraum durch gravierende politische, kulturelle und soziale Umbrüche geprägt. Anhand chemischer Analysen von Rückständen in Kochgefäßen, die Hinweise auf deren ursprüngliche Inhalte geben, soll ermittelt werden, inwieweit sich diese Umbrüche in den Ernährungsmustern in Hala Sultan Tekke widerspiegeln.

Als Grundlage dieser Fallstudie dient das Material der laufenden Ausgrabungen in Hala Sultan Tekke, einer der bedeutendsten Hafenstädte Zyperns, während der Spätbronzezeit und Handelsknotenpunkt im Ostmittelmeerraum. Da die Stadt von ca. 1550–1150 v. Chr. besiedelt war, steht stratifiziertes Material aus der Zeit vor und nach 1200 v. Chr. für Analysen zur Verfügung.

Das zyprische Kochgeschirr ist um 1200 v. Chr. deutlichen Änderungen unterworfen, die sowohl die Herstellungstechnik als auch die Form betreffen: Die Kochtöpfe zyprischer Tradition sind handgemacht, von nahezu kugeliger Form mit rundem Boden, und sind bis in das 13. Jahrhundert v. Chr. (Spätzyprisch/SZ IIC) belegt. Ab 1200 v. Chr. (SZ IIIA) werden die Kochtöpfe auf der Töpferscheibe hergestellt. Der runde Boden weicht einem flachen, das heißt der neue Kochtopftyp konnte nun ohne Stützen auf einer Fläche stehen, was auf eine Änderung der Herdformen hinweist, die im archäologischen Befund bestätigt werden konnte. Dieser neue Typ entspricht jenem, der zur selben Zeit im mykenischen Griechenland in Verwendung war. Eine weitere neue Kochtopfform in SZ IIIA hat enge Parallelen in der Levante: Diese ist ebenfalls scheibengedreht, hat jedoch eine nahezu bikonische Form mit rundem Boden und tritt deutlich seltener auf als der mykenische Typ.

Im Gegensatz zur Herstellungstechnologie und Variationen in den Formen ist kaum bekannt, welche Nahrungsmittel in der Bronzezeit auf Zypern auf welche Weise verarbeitet wurden, da bislang keine systematischen Rückstandsanalysen von Gebrauchsgeschirr durchgeführt wurden. Mittels organischer Rückstandsanalysen soll außerdem ermittelt werden, ob spezifische Muster zwischen der Form beziehungsweise der Herstellungstechnik und den Rückständen zu beobachten sind, die auf eine Änderung der Ernährung oder der Zubereitungspraxis um 1200 v. Chr. hinweisen.

Methoden

Chemische Analysen von Rückständen gehören zu den wirkungsvollsten Methoden zur Ermittlung prähistorischer Ernährungsmuster. Die gewöhnlichste Form von Rückständen sind jene, die in der Keramik absorbiert und damit in der Gefäßwand erhalten sind. Durch verschiedene Methoden der analytischen Chemie können verschiedene Biomoleküle und deren Zerfallsprodukte ermittelt werden, die sich nach dem ›Archaeological Biomarker Concept‹ bestimmten organischen Verbindungen zuordnen lassen. Unter diesen Verbindungen sind vor allem Lipide hervorzuheben, da sie relativ stabil sind und daher auch im archäologischen Kontext erhalten sind. Somit können beispielsweise Pflanzenöle, Fette von Meerestieren und Landtieren – sowohl Körper- als auch Milchfette – sowie verschiedene Arten von Harzen, Teer, Pech oder Wachs bestimmt werden. Außerdem können verschiedene Zubereitungsmethoden, wie etwa Braten oder Kochen, ermittelt werden, indem verschiedene Stellen desselben Kochgefäßes (Rand, Mitte, Boden) beprobt werden.

Ergänzt werden die chemischen Analysen durch die laufenden archäozoologischen und archäobotanischen Studien, die sowohl bei der Interpretation der ermittelten Biomarker von Bedeutung sind als auch im Sinne eines umfassenden Verständnisses der Ernährungsgewohnheiten Aufschluss geben.

Projektleitung

Kooperationen

  • Julie Dunne, Organic Geochemistry Unit, School of Chemistry, University of Bristol, UK
  • Peter M. Fischer, Department of Historical Studies, University of Gothenburg

Laufzeit

07/2019–12/2021

Finanzierung

Dr. Anton Oelzelt-Newin’sche Stiftung (ÖAW)