Neueste Ausgrabungen am Fundort Kalba am Golf von Oman, durchgeführt in einer Kooperation zwischen dem Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) und der Archäologischen Behörde in Sharjah (SAA), haben gezeigt, dass Kalba ein wichtiger Knotenpunkt für Handel und Kommunikation in der Region war. Die archäologischen Feldarbeiten in Kalba werden im Rahmen des Projekts »Kalba: Forschung zu Handelsnetzwerken der Bronzezeit und Strategien zum Ressourcenmanagement«​​​​​​​ durchgeführt (Projektleitung: B. Horejs). Der Ort war 2000 Jahre lang von der frühbronzezeitlichen Umm an-Nar Periode bis in die Eisenzeit (3. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr.) besiedelt. Verschiedene Gesteinsrohstoffe scheinen eine bedeutende Rolle für die lokale Wirtschaft der Küstenbewohner gespielt zu haben. Neben der Funktion als Handelsposten deuten das Vorhandensein von Halbfertigprodukten und Abfallmaterial aus dem Produktionszyklus darauf hin, dass Steinobjekte vor Ort hergestellt wurden.

Im Zusammenhang mit den Ausgrabungen wurde das Projekt Tracking Lithic Resources at Kalba (LITRAK) initiiert, mit dem Ziel, Strategien zum Management lithischer Ressourcen zu rekonstruieren und insbesondere die Beschaffung von Rohstoffen am Fundort Kalba zu verfolgen. Dieses integrierte Projekt konzentriert sich auf die wichtigsten Steinrohstoffe, die im Fundmaterial identifiziert werden konnten. Die Analysen werden im Lithik-Labor des ÖAI und im zugehörigen Laser-Labor an der Universität Graz durchgeführt. Nach einem mehrstufigen analytischen Protokoll, das speziell für die Charakterisierung und Herkunftsanalysen der verschiedenen Steinrohstoffe aus Kalba`s lithischem Inventar entwickelt wurde, ist das LITRAK-Projekt als dreistufiges Programm konzipiert:

Stufe 1: Rohstoffe für geschlagene Steinwerkzeuge

Wie eine Pilotstudie gezeigt hat, beinhaltet die geschlagene Steinindustrie in Kalba lithische Rohstoffe wie Hornstein und Jaspis. Die geplanten eingehenden Untersuchungen umfassen mikroskopische Mikrofaziesanalysen in Verbindung mit Geochemie unter Verwendung von Laser Ablation-ICP-MS, ergänzt durch statistische Datenauswertung entsprechend dem Multi-Layered Chert Sourcing Approach (MLA). Zusätzlich wird die zerstörungsfreie Fourier-Transform-Infrarotspektrometrie (FTIR) als neue Technik implementiert.

Stufe 2: Halbedelsteine für Schmuck

Steinperlen und Schmuck in Kalba und umliegenden Fundstellen wurden aus Halbedelsteinen wie Chalzedon, Achat und Karneol hergestellt. Da diese Materialien unter die Kategorie der silikatischen Gesteine fallen, wird dieselbe analytische Strategie wie für die geschlagenen Steinwerkzeuge angewendet. In diesem Fall wird FTIR als nicht destruktive Methode von besonderer Bedeutung sein, da es nicht möglich ist, diese wertvollen Artefakte zu beproben.

Stufe 3: Materialien für Steingefäße (Metamorphite)

Zusätzlich zu silikatischen Gesteinen wurden metamorphe Gesteine für die Herstellung von Steingefäßen verwendet. Traditionell wird angenommen, dass die Rohstoffe überwiegend exogenen Ursprungs sind. Die Vielfalt der Rohstoffe im Steingefäßinventar von Kalba und das Vorhandensein von Halbfertigprodukten deuten jedoch auf lokale Rohstoffquellen für zumindest einen Teil des Materials hin. Geoarchäologische Untersuchungen haben das große Potenzial für diese Hypothese gezeigt, die während der dritten Stufe des Projekts getestet werden soll.

­Die resultierende Datenbank wird nach der Publikation online zugänglich gemacht und vom ÖAI bereitgestellt. Diese Informationen stellen eine wertvolle Datenquelle für Forscher dar, die in den VAE an Projekten von der Prähistorie bis in historische Perioden arbeiten, da auch geplant ist, den geografischen Fokus zu erweitern und geologische Materialien aus anderen Gebieten in den aktuellen geoarchäologischen Rahmen einzubeziehen.

 

 

Projektleitung

Kooperation

Christoph Hauzenberger, Karl-Franzens-Universität Graz, Dept. für Erdwissenschaften

Finanzierung

  • ÖAI/ÖAW
  • SAA