Wir wissen viel darüber, was die antiken Nubier mit ihren Toten gemacht haben, aber wie viel wissen wir über ihr Leben? Das Projekt »Nubisches Leben« versucht uns näherzubringen, wo und wie antike nubische Gemeinschaften lebten und wie sich ihre sozialen Strukturen und Identitäten in den Lebensumgebungen, die sie für sich selbst bauten, manifestiert haben könnten.
»Nubisches Leben« ist ein vergleichendes Forschungsprojekt, das einheimische nubische Siedlungen der früh- und mittelnubischen Perioden (ca. 3200–1550 v. Chr.) analysiert. Diese Wohnbereiche, wie Felsunterstände, Lager- und Dorfreste, die von nubischen sozialen Gruppen eingerichtet wurden, stehen im Mittelpunkt des Projektes. Bisher haben diese kleinen Siedlungen wenig oder keine wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten, möglicherweise weil sie als von geringerer Bedeutung wahrgenommen worden sind. Mittels einer postkolonialistischen Sichtweise verschiebt das Projekt den Fokus von pharaonischen Installationen zu nubischen Siedlungen. Deswegen zielt das Projekt darauf ab, ägypto-zentrische Ansichten der Vergangenheit zu hinterfragen.
Das Projekt orientiert sich an folgenden Forschungsfragen:
Einblicke in die Raumnutzung werden durch eine Untersuchung von Architekturstilen, Gebäudetechnik, räumlicher Ordnung und die mit den Gebäuden verbundenen Objekte gewonnen. Auch die Landschaft wird berücksichtigt, insbesondere Faktoren wie die Verfügbarkeit von natürlichen Ressourcen (z. B. Wasser, Mineralien usw.) und Wildtieren sowie Transport- und Migrationsrouten. Das Projekt wird auch moderne nubische Konzepte von Wohnen, Häuslichkeit und die soziale Rolle des ›Hauses‹ erforschen.