Das Hauptanliegen des Projekts ist es, neue Kenntnisse über die spätbronzezeitlichen Metallkreisläufe und die metallproduzierenden Gesellschaften im westlichen und zentralen Balkan zu gewinnen, insbesonders im Hinblick auf ihre mögliche Vermittlerrolle zwischen Zentraleuropa bzw. der Urnenfelderkultur und dem Mittelmeerraum. Dies soll unter Zuhilfenahme verschiedener chemisch-analytischer und archäologischer Methoden gelingen, insbesondere in Bezug auf die mögliche Nutzung lokaler Erzressourcen.

Der bisherige Forschungstand basiert eher auf Annahmen als auf exakten Ergebnissen, da systematische Analysen bislang gänzlich fehlen. Dies ist umso erstaunlicher, als gerade für die Spätbronzezeit archäologische Indizien in mehreren Regionen mit nachweisbaren Kupfererzvorkommen (z. B. Zentralbosnien, Ostserbien) auf eine regelrechte Blüte der metallurgischen Aktivitäten hinweisen, mit einigen Produktionszentren, die offenbar nicht nur lokal, sondern auch überregional agierten. Im Vordergrund steht die Frage, ob diese steigende Bronzeproduktion auf eine Nutzung der heimischen Ressourcen zurückzuführen ist, oder ob man sich zur Deckung des Rohstoffbedarfs eines weiträumigen, europäischen Distributionsnetzes bediente.

Die Mehrheit der Bronzeobjekte stammt dabei aus der für den gesamten Urnenfelderkreis charakteristischen Formenwelt, die gerade in der Region ihre südliche Hauptverbreitung erreicht. Die bereits durchgeführten und die geplanten Analysen stellen demnach auch einen wesentlichen Beitrag zur bislang wenig erforschten Metallurgie der Urnenfelderkultur im mittleren und südöstlichen Europa dar und können die eventuelle Vermittlerrolle der LBA Gruppen im westlichen und zentralen Balkan zwischen Mittelmeer und Zentraleuropa einnehmen.

Dank der Zusammenarbeit zwischen den Instituten OREA, VIAS und den Regionalmuseen in Travnik und Doboj (Bosnien-Herzegowina) konnte 2015 und 2016 eine erste erfolgreiche Pilotphase des Projekts gestartet werden. Insgesamt wurden dabei 91 Gegenstände beprobt. Neben den Fertigprodukten wurden auch lokale Kupfererze sowie spätbronzezeitliche Halbfabrikate (Barren) untersucht, wodurch die komplette Herstellungskette in die Analyse miteinbezogen wird. Die Auswahl der beprobten Funde schließt sowohl Formen lokaler Verbreitung als auch Objekte mit einem weiten Verbreitungsradius in Mittel- und Südosteuropa ein.

Mit diesen vorläufigen Ergebnissen wurde ein erster Überblick über Legierungszusammensetzung (Kupfer, Bronze, Bleibronze) und Metallsorten gewonnen. Dieser Schritt dient auch dazu, eine Auswahl der aussagekräftigen Proben zu treffen, die im Rahmen des geplanten Projekts aufwändigeren Spurenelement- und Bleiisotopenanalysen unterzogen werden sollen. Im weiteren Verlauf soll die Analysenbasis erheblich mit den Funden, Erzen und Barren aus der gesamten Region Südosteuropas erweitert werden.

Projektleitung

Projektpartner

Mathias Mehofer (VIAS, Universität Wien)

Kooperationen

  • Institute of Archaeology Belgrade, Serbia
  • Naturhistorisches Museum Wien, Prähistorische Abteilung
  • National Museum of Bosnia and Hercegovina in Sarajevo, Bosnia-Hercegovina
  • Faculty of Mining, Geology and Petroleum Engineering in Zagreb, Croatia
  • Museum of Mining and Metallurgy in Bor, Serbia
  • Museum of Krajina in Negotin, Serbia
  • Regional Museum Travnik, Bosnia-Hercegovina
  • Regional Museum Doboj, Bosnia-Hercegovina
  • Regional Museum Zenica, Bosnia-Hercegovina