Trotz vielfacher Plünderungen, Brand und antiken Restaurierungsmaßnahmen erlauben die vorhandenen Überreste im größten Grab der 1. Dynastie, das für König Den zu Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. angelegt wurde, noch immer umfassende Einblicke in die einst reichhaltige Ausstattung. Es gibt nur wenige Grabanlagen in Ägypten, die noch derart gute Einblicke in das königliche Totenbrauchtum liefern.

Mit einer Grundfläche von ca. 135 m² und einer Tiefe von über 6 m ist die Grabkammer des Königs Horus-Den (ca. 2950 v. Chr.) die größte in der 1. Dynastie. Hinzukommen der sogenannte Annex — eine Kultanlage in der Südwestecke —, zwei große Magazinräume auf der Südseite sowie 133 Nebenkammern, welche die Grabkammer auf allen vier Seiten ein- bis dreireihig umfangen. Dieses bereits vor ca. 100 Jahren mehrfach untersuchte Grab wurde im Rahmen der Nachuntersuchungen durch das Deutsche Archäologische Institut Kairo (DAI Kairo) unter der Gesamtleitung von Günter Dreyer in den Jahren 1985–2002 erneut freigelegt. Die Bearbeitung des Grabinventars wurde 1993 dabei Vera Müller übertragen.

Sämtliche Grabanlagen sind stark geplündert und verbrannt, sodass das noch vorhandene Grabinventar häufig in alle Richtungen um das Grab verstreut und stark fragmentiert ist. Dennoch hat die Neuuntersuchung, vor allem durch Einbezug der umliegenden Schutthalden und dem Einsatz von Sieben, eine unglaubliche Menge an Materialien ergeben. Diese Neufunde bestehen sowohl aus bislang völlig Unbekanntem, aus Varianten des bereits Bekannten sowie aus Fragmenten, das an Altmaterialien aus verschiedenen Museen weltweit anpasst. Da die vorhandenen Publikationen häufig nur einen vagen Eindruck über das Aussehen der geborgenen Objekte ergeben und diese zudem nicht in ihrer Gesamtheit, sondern nur in Auswahl wiedergeben sind, wird die Neuuntersuchung dieses Friedhofs eine neue Basis für Materialien dieses Zeithorizontes legen.

Anhand von Gefäßabdrücken können allein für die beiden Magazine ca. 800 Weinkrüge nebst anderen Gefäßformen errechnet werden, die etwa gleich große Menge war in der Königskammer deponiert. Hinzukommen viele andere Gefäßformen. Auch in den 133 Nebenkammern für Einzelbestattungen waren Beigaben untergebracht (nach Vergleichen mit zeitgleichen Elitegräbern, ca. 5–10 Gefäße pro Kammer). Nach groben Schätzungen dürften ca. 3.000 Keramikgefäße in dieser Grabanlage deponiert worden sein. Desweiteren befanden sich darin ca. 2.000 Steingefäße (Dissertationsthema von Robert Kuhn, Universität Bonn/SPMK Berlin), aber auch mehrere Tausend Fragmente von Möbeln aus Holz und Elfenbein (Betten, Stühle, Kisten), Schmuck, Spiele, Werkzeuge und Waffen. Eine Besonderheit dieses Grabes sind die große Anzahl von sogenannten Fancy-Gefäßen, das heißt Steingefäßen in ungewöhnlichen Formen (Nachahmungen von Körben, Weinblättern, Feigenblättern etc.), und Importe aus Syrien-Palästina. Außerdem waren viele Behältnisse mit gesiegelten Verschlüssen versehen, die Einblicke in die Verwaltung zumindest von elitären Grabinventaren ergeben.

Projektleitung

Kooperationen

  • E. Christiana Köhler (Universität Wien)
  • Stephan H. Seidlmayer (DAI Kairo)
  • Albert Zink (Institut für Mumienforschung Bozen)
  • Joris Peters (Ludwig-Maximilians-Universität München)
  • Beatrix Midant-Reynes, François Briois (Universität Toulouse)
  • Jana Jones (Sydney, Australien)