Der antike Hydraulikkomplex von Zaghouan im heutigen Tunesien wurde ab dem 2. Jahrhundert bis Anfang des 3. Jahrhunderts errichtet und zählt zu den beeindruckendsten Zeugnissen römischer Wasserbaukunst. Aus mehreren Quellen am Berg Zaghouan (Djebel Zaghouan) und einer nachfolgend angeschlossenen Quelle in der Region Jouggar wurde das Wasser in die Leitung eingespeist und über ein System von insgesamt ca. 132 km Länge nach Karthago transportiert.

Der Hydraulikkomplex Zaghouan–Karthago umfasste neben den Konstruktionen für die eigentliche Leitungsführung (ebenerdig sowie auf Arkaden aufgeständert) mehrere Nymphäen und Quellheiligtümer in Zaghouan und Jouggar sowie die große Zisterne von La Maalga und die Zisterne von Bordj Djedid. Von den Zisternen ausgehend wurde das Wasser innerhalb von Karthago verteilt. Berühmter Versorgungspunkt in der Stadt waren die Antoninus-Pius-Thermen, die eine stetige Wasserversorgung erforderten. Ab der Spätantike wurden Abschnitte des Aquädukts mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. Ab dem 16. Jahrhundert diente es auch als Steinbruch. Dennoch gelang es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Wasserleitung zu restaurieren. Seit der erneuten Inbetriebnahme versorgt sie bis heute Tunis mit Wasser.

Im Jahr 2012 wurde der gesamte hydraulische Komplex Zaghouan–Karthago, der die archäologische Landschaft im ländlichen Raum zwischen Tunis und den Quellgebieten prägt, in die Tentative List des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen. 

Das Projekt hat zum Ziel, Grundlagen zur Erforschung und Erhaltung des hydraulischen Komplexes Zaghouan–Karthago im Rahmen einer Forschungskooperation zwischen dem ÖAI und dem tunesischen National Heritage Institute (INP) zu erarbeiten. Mit gezielten wissenschaftlichen Untersuchungen soll die bestehende Forschung zu ausgewählten Elementen der Gesamtanlage fortgesetzt und eine erweiterte Wissensbasis für die historische Einordnung der Konstruktionen geschaffen werden. Konkret untersucht werden die große Zisterne von La Maalga sowie zwei ausgewählte Abschnitte des Aquädukts im Miliane-Tal und auf der Höhe des Bardo. Dabei konzentriert sich das Projekt auf drei wichtige Bau- und Nutzungsphasen des hydraulischen Komplexes: Antike und Spätantike (2.–7. Jh.), Mittelalter (12. Jh.) und Neuzeit (mit Schwerpunkt auf dem 19. Jh.).

Die Ergebnisse werden auch dazu dienen, Strategien für den Erhalt und die zukünftige Nutzung dieses außergewöhnlichen historischen Gebäudeensembles zu entwickeln. Darüber hinaus leistet das Projekt einen Beitrag zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) der Vereinten Nationen.

in Kooperation mit Hamden Ben Romdhane (INP)

Team