Im 3. Jahrtausend v. Chr. sind erstmals ausgedehnte Handelsnetze nachgewiesen, die vom östlichen Mittelmeerraum bis in die Indusregion reichen. Die frühbronzezeitliche Küstensiedlung Kalba (VAE, Sharjah) am Golf von Oman bietet ideale Voraussetzungen, um mit der Erforschung dieses Themas zu beginnen, weshalb erste systematische Studien vor Ort durchgeführt werden.

Ökonomie und geostrategische Bedeutung der Region in der Frühbronzezeit

Erstmals können im 3. Jahrtausend v. Chr., der Frühbronzezeit, weitreichende Handelsnetzwerke nachgewiesen werden, die sich vom ostmediterranen Raum bis in das Indusgebiet erstrecken. Neben Landwegen scheinen hierfür gerade die maritimen und fluvialen Wasserwege eine wichtige Funktion in diesen Netzwerken einzunehmen. Dies belegen zahlreiche Fundorte an wichtigen Knotenpunkten der Handelswege, in denen sich Objekte aus exotischem Rohmaterial, wie beispielsweise Karneol oder Lapislazuli, finden. Es ist daher anzunehmen, dass gerade das Gebiet Mesopotamiens und die Golfregion als Vermittler zwischen Ost und West fungiert hat. In diesem Zusammenhang bietet die südöstliche Arabische Halbinsel mit der Straße von Hormus durch ihre geostrategische Position optimale Bedingungen für Knotenpunkte dieser Handelsnetzwerke. Materialstudien in diesem Gebiet haben aufgrund von Importen aus Mesopotamien und dem Indusgebiet deutliche Hinweise auf Kontakte zwischen diesen Regionen gegeben. Neben den Funden legen große Turmbauten des 3. Jahrtausends v.&mbsp;Chr. in Oasen aber auch in der Küstenregion die Einbindung in ausgedehnte Handelsnetzwerke nahe. Bislang ist jedoch, abgesehen von dem Fundort Tell Abraq (VAE, Emirat Schardscha) an der Golfküste, wenig über die Siedlungen dieses Zeithorizontes bekannt.

Potential der Pilotstudie in Kalba

Vielversprechend für weitere Forschungen auf der arabischen Halbinsel ist die in der küstennahen Schwemmebene gelegene Siedlung Kalba (VAE, Emirat Schardscha) am Golf von Oman. Neben Siedlungsschichten des 2. und 1. Jts. v. Chr. sind frühbronzezeitliche Befunde, unter anderem die Reste eines massiven Turms, sowie Gräber im Umfeld des Fundortes bereits durch Forschungen in den 1990er Jahren belegt. Offen ist jedoch die Frage nach der Ausdehnung des Fundortes und seiner geomorphologischen Situation, da bisher nur ein geringer Teil der Siedlung durch Ausgrabungen untersucht wurde. Somit ist eine systematische Erforschung der Siedlung Kalba noch ausstehend. Insbesondere elementare geophysikalische Studien bieten ein großes Potential für eine grundlegende Bewertung der Funktion des Fundortes sowie seiner Stellung im Gefüge der Handelsnetzwerke des 3. Jts. v. Chr.

Geoarchäologische Grundlagenforschungen und Visualisierung des Kulturerbes in Kalba

Geologisch ist die Umgebung von Kalba durch den westlich anstehenden Semail-Ophiolith-Komplex geprägt, der durch eine Ozean-Kontinent-Kollision in der späten Kreide entstand. Die Küstenzone am Golf von Oman ist daher neben maritimen Sedimenten stark durch Alluvium geprägt, welches durch die saisonal entwässernden Wadis von den Bergen herantransportiert wird und vordergründig aus magmatischen Gesteinen besteht.

Im Rahmen einer einmonatigen Pilotstudie sollen mehrere Ziele verfolgt werden, die eine Basis für zukünftige Forschungen darstellen. Grundlegend ist in diesem Zusammenhang eine systematische Bestandsaufnahme sowie Erfassung der geographisch-geologischen Situation des Fundplatzes. Für weiterführende Arbeiten und Untersuchungen mit Hilfe von Geoinformationssystemen (GIS) ist eine fein-topographische Aufnahme von Kalba mittels einer Drohne unbedingt notwendig. Die gewonnenen Daten bieten die Möglichkeit, eine 3D-Modellierung des Fundplatzes sowie der wissenschaftlichen Ergebnisse durch ‚Structure from Motion‘-Technik (SfM) zu erstellen. Neben einer detaillierten Dokumentation stellen diese Daten auch die Grundlage für eine anschließende Visualisierung des kulturellen Erbes am Fundplatz Kalba dar. Wie die Ausgrabungen der 1990er Jahre gezeigt haben, wird heutzutage ein Großteil der Siedlung von Sediment bedeckt, wodurch die Ausdehnung der Siedlung sowie die geomorphologische Beschaffenheit des Untergrundes bislang völlig unklar sind. Zur Klärung dieser essentiellen Frage für künftige Forschungen wird eine Kombination aus geophysikalischen Untersuchungen (Geomagnetik & Georadar) durchgeführt werden, um die geologischen Gegebenheiten sowie das räumliche Ausmaß des Siedlungsareals zu erfassen und darüber hinaus noch Aussagen über archäologische Befundtypen zu treffen.

Die Ergebnisse dieser ersten, grundlegenden geophysikalischen Untersuchungen Kalbas stellen letztlich den Ausgangspunkt für die Durchführung einer kleinformatigen Testgrabung dar. Anhand der stratigraphischen Befunde sowie des Fundmaterials der Testgrabung soll eine genauere räumliche Evaluierung des Fundplatzes ermöglicht werden.

Ziel der Pilotstudie in Kalba

Das Ziel der Pilotstudie am Fundort Kalba ist es einerseits, Daten zur Geomorphologie sowie der Siedlungsausdehnung mit Hilfe von geophysikalischen Analysemethoden zu erhalten, anderseits soll eine Testgrabung nähere Informationen zur frühbronzezeitlichen und möglicherweise früheren Besiedlung des Fundplatzes erbringen.

Projektleitung

Unterstützung

Finanzierung

Dr. Anton Oelzelt-Newin’sche Stiftung (ÖAW)