Ziel des Projektes war es, prähistorische Fundstellen im Kaikos-Tal zu erforschen. Dazu wurde ein systematisches Untersuchungsprogramm zur Vorgeschichte im Umland von Pergamon angewandt, um interregionale Kontakte sowie kulturhistorische Vergleiche mit der stärker untersuchten Region der Troas im Norden und der Izmir-Region im Süden zu erfassen.

Aus der Sichtung und Aufnahme von bronzezeitlichen Altfunden aus dem Umland von Pergamon im Jahr 2007 wurde das Konzept für den 2008 begonnenen archäologischen Survey am Yeni Yeldeğirmentepe entwickelt, der im Rahmen einer Kooperation mit Felix Pirson (DAI Istanbul/Grabung Pergamon) durchgeführt wurde.

Systematische prähistorische Forschungen haben im Umland von Pergamon bislang kaum stattgefunden. Drei kurze Unternehmungen in den letzten 100 Jahren bilden die Basis unseres Wissens zur Vorgeschichte in dieser Region (1908 W. Dörpfeld; 1943 K. Bittel; 1955 J. Driehaus). Eine Einbindung des Kaikos-Tales in großräumige Fragestellungen zur Urgeschichte war aufgrund des Forschungsstandes bislang kaum möglich. Die 2008 und 2009 durchgeführten Surveys am Yeni Yeldeğirmentepe bildeten den Beginn eines systematischen Surveyprogramms zur Urgeschichte im Umland von Pergamon.

Die ersten Ergebnisse zeigen, dass es sich beim Yeni Yeldeğirmentepe um einen spätchalkolithischen bis frühbronzezeitlichen Siedlungsplatz handelt, der ein großes Potential für weitere Forschungen beinhaltet. Zum einen bietet sich erstmals eine konkrete Möglichkeit, die Mikroregion des Kaikos-Tales im späten 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. näher zu definieren, die damit auch zum anderen in großräumige Fragestellungen eingebunden werden könnte. Nach wie vor stellt das frühbronzezeitliche Troja einen Schlüsselfundplatz dar, an den alle Chronologien und weiterführenden Interpretationen Westanatoliens in der Frühbronzezeit angebunden sind. Dass viele Aspekte aber nur bedingt auch auf die zentrale Ägäisküste übertragbar sind, zeigen die Forschungen H. Erkanals und seines Teams in der Izmir-Region und die Grabungsergebnisse des Çukuriçi Höyük. Das Kaikos-Tal als direkt im Süden an die Troas anschließende Kulturregion könnte für viele weiterführende Fragen Antworten bieten.

In den Kampagnen der Jahre 2011 und 2012 wurden die Surveys erheblich ausgeweitet. Neben der fortgesetzten Untersuchung des Yeni Yeldeğirmentepe wurden weitere Fundorte aufgesucht. Hierzu zählen unter anderem Çiftlik, Kazantepe, Teuthrania und Değirmentepe sowie auch die erste systematische Untersuchung im benachbarten Gümüştal. Die Fundorte wurden je nach Bedarf begangen, vermessen, kartiert und beschrieben. Hierbei kamen auch Magnetik und Georadar zum Einsatz. Des Weiteren wurden die archäologischen Untersuchungen von paläogeografischen und geologischen Surveys flankiert, um umfangreiche Resultate für die gesamte Mikroregion zu erhalten (Kozak-Gebirge → Lagerstätten und Rohstoffe / Kane-Halbinsel → Karagöl-Feuchtarchiv / Gümüştal → Mikroregionanalyse).

Die Aufarbeitung der Funde ist nahezu abgeschlossen und es wird nun damit begonnen, mit den gewonnenen Daten eine Gesamtanalyse des prähistorischen Kaikos-Tals vorzulegen. Die Ergebnisse sollen anschließend als Grundlage für einen überregionalen kulturhistorischen Vergleich genutzt werden.

 

 

Projektleitung

Kooperationen

Grabung Pergamon / DAI Istanbul, Direktor und Grabungsleiter: Felix Pirson

Grabungstechnik

Lagerstättensurvey

    Danilo Wolf

    Keramik und Kleinfunde (Neolithikum-Frühbronzezeit)

    • Johanna Traumüller

    Keramik des 2. Jahrtausends

    • Peter Pavúk (Universität Prag)

    Silices

      • Maximilian Bergner

      Paläogeografie

        • Steffen Schneider
        • Daniel Knitter
        • Jan Krause
        • Marleen Schlöffel
        • Stefanie Briese

        Vermessung und Planerstellung

        • Daniel Ambroso
        • Andreas Hoscislawski
        • Thomas Urban