»Crossing the Sea« erforscht die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Kleinasien in der heutigen Westtürkei und der westlichen Ägäis/Griechenland vom Hellenismus bis in die frühbyzantinische Zeit (3. Jh. v. Chr.–7. Jh. n. Chr.).  Als wichtigste Quelle, um die Kontakte und Verbindungen zu rekonstruieren und mögliche Handelswege zu erforschen, dienen Keramikgefäße, die aus Kleinasien stammen und in Athen gefunden wurden.

Welche kleinasiatischen Produkte gelangten nach Athen?

In Amphoren wurde Wein, Öl und möglicherweise andere Produkte aus Kleinasien verhandelt, außerdem wurde Koch- und Tafelgeschirr aus Kleinasien nach Athen importiert. Auf der westägäischen Seite bilden die Funde der Grabungen auf der Athener Agora die Grundlage für die Studie, in Kleinasien spielt die Metropole Ephesos als wichtige Hafenstadt und Hauptstadt der römischen Provinz Asia eine ausschlaggebende Rolle. Darüber hinaus werden verschiedene weitere, Keramiksorten produzierende Zentren in Kleinasien berücksichtigt, so etwa Phokaia, der wichtigste, exportorientierte Hersteller von Kochgeschirr in der römischen Kaiserzeit und später auch von Tafelgeschirr. Beliebt bei den Athenern sind außerdem kleinasiatische Tafelgeschirrsorten wie etwa Eastern Sigillata B, Eastern Sigillata C sowie Late Roman C. Es soll ermittelt werden, welche kleinasiatischen Regionen ihre Produkte in welchem Umfang an Athen liefern und welche Rolle Ephesos im Export von Produkten aus Kleinasien spielte.

Wie gelangten die Produkte nach Athen?

Darauf aufbauend, wird untersucht, ob und wie sich die Beziehungen im Laufe der Zeit verändern und welche kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Gründe den Verbindungen zwischen den beiden Regionen zugrunde liegen. Eine weitere Forschungsfrage beschäftig sich damit, wie die Güter aus Kleinasien nach Athen kamen. Gab es immer eine direkte Route zwischen Ephesos und Athen oder erfolgte der Handel über mehrere Häfen und Stationen? Oder sind sie in manchen Fällen gar als individuelle Mitbringsel oder als Hinweise auf die Identität des/der Benutzer zu verstehen?

Methoden

All diesen Fragestellungen wird anhand archäologischer Methoden, naturwissenschaftlicher (archäometrischer) Analysen und statistischer Erhebungen nachgegangen. So werden die Keramikfunde aus Kleinasien – in erster Linie Amphoren, Feinkeramik und Küchenware – im Fundmaterial ausgewählter Grabungen auf der Athener Agora identifiziert, klassifiziert, analysiert und quantifiziert. Aufbauend darauf können, kombiniert mit den Erkenntnissen aus anderen archäologischen Quellen (z.B. Marmorfunden) und historischen Quellen, die übergeordneten wissenschaftlichen Fragen angegangen werden.