Die frühbronzezeitlichen Gräberfelder von Franzhausen I und II mit ihren über 2.200 Bestattungen bieten die Datengrundlage dieser Forschungskooperation.

Im unteren Traisental in Niederösterreich, zwischen St. Pölten und Krems, befindet sich eine der bedeutendsten archäologischen Fundlandschaften Österreichs. Großflächige Grabungen unter der wissenschaftlichen Leitung von Johannes-Wolfgang Neugebauer (1949–2002) sicherten und dokumentierten archäologische Fundstellen, die durch den Bau der Kremser Schnellstraße S33, Schotterabbau sowie Flurbereinigungen und Terrassierungen seit 1981 ans Tageslicht kamen.

Die Gräberfelder Franzhausen I und II zählen zu den wichtigsten Entdeckungen. Mit über 2.200 Bestattungen umfassen sie den gesamten Zeitraum der Frühbronzezeit von etwa 2300–1600 v. Chr. Die Toten wurden in Hockerstellungen, in geschlechterspezifischer Körperlage, zumeist in einzelnen Gräbern bestattet. Frauen wurden auf die rechte Körperseite, mit dem Kopf im Süden, niedergelegt, Männer auf der linken Körperseite mit dem Kopf im Norden. Trachtbeigaben, Schmuck, Geräte und ein paar wenige Waffen sowie Keramiksets und Fleischbeigaben wurden den Bestatteten mit ins Grab gegeben.

Das Gräberfeld Franzhausen I wurde zwischen 1981 und 1983 ausgegraben und umfasst 716 frühbronzezeitliche Bestattungen. Ein Katalog der Befunde und Funde von Franzhausen I liegt vor (Neugebauer – Neugebauer 1997), auf dessen Basis bereits zahlreiche wissenschaftlichen Arbeiten zu Einzelaspekten des Gräberfeldes entstanden. Aspekte der physischen Anthropologie des Gräberfeldes Franzhausen I wurden unter der Leitung von Maria Teschler-Nikola bearbeitet (Berner 1988; Wiltschke-Schrotta 1988).
Die in unmittelbarer Nähe angelegte Nekropole Franzhausen II wurde zwischen 1985 und 1991 dokumentiert und ist mit etwa 1.500 Bestattungen noch größer (Neugebauer-Maresch 2009). Das Gräberfeld Franzhausen II ist bis auf kurze Überblicke (Neugebauer 1994) und einzelne Teilaspekte noch unpubliziert, da auch die Aufarbeitung noch nicht vollständig abgeschlossen ist.

Die Konservierung der Funde und Archivierung der Ausgrabungsdokumentation für weitere Forschungen liegt im Verantwortungsbereich von Christoph Blesl (Abteilung für Bodendenkmale, Bundesdenkmalamt Wien). Die Funde und Befunddokumentation befinden sich in Mauerbach, bis auf eine kleine Auswahl, die im Urzeitmuseum Nußdorf ob der Traisen präsentiert wird. Die menschlichen Überreste werden in der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien kuratiert (Karin Wiltschke-Schrotta).

Aufarbeitung und Interpretation der Gräberfelder des Projekts »Frühbronzezeitliche Gräberfelder von Franzhausen« werden im Rahmen der Forschungsgruppe »Prähistorische Identitäten« zentral koordiniert und langfristig an die Abteilung Prähistorie & WANA-Archäologie des ÖAI gebunden. Ansprechpartnerinnen sind die Ausgräberin Christine Neugebauer-Maresch und die Gruppenleiterin Katharina Rebay-Salisbury, die auch gemeinsam Abschlussarbeiten an der Universität Wien mit Bezug zu Franzhausen I und II betreuen. Zur Zeit werden Dissertant*innen zu zwei Themen gesucht: »Bestattungspraxis/Ritual« und »Archäothanatologie/Grabstörung«. Die Arbeiten umfassen die primäre Aufarbeitung von Befunden und ihre Kontextualisierung im Traisental und der Region Mitteleuropa.

 

 

In Kooperation mit der

Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien

Maria Teschler-Nicola, Doris Pany-Kucera (Koordination), Karin Wiltschke-Schrotta (Sammlung), Margit Berner (Demografie), Sabine Eggers (Betreuung Abschlussarbeiten)

Laufzeit

seit 2020