Visviki-Magula, ein neolithischer Siedlungshügel in der südostthessalischen Ebene in der Nähe des Karla-Sees, gehört zu jenen Ausgrabungen, welche Hans Reinerth als Leiter des Reichsamtes für Vorgeschichte für das Sonderkommando Griechenland des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg 1941 in Griechenland durchführte. Eine Auseinandersetzung mit den Biographien der Teilnehmer an der Grabung ergibt, dass die im Völkischen Beobachter publizierten Ergebnisse der Grabung durch die nationalsozialistische Ideologie geprägt waren.

Bekannt wurde die Grabung durch den Fund eines sog. Megarons, welches in die spätneolithische Arapi-Stufe gesetzt und als „nordischer“ Bautyp interpretiert wurde. Das Studium der Pläne ergab jedoch, dass die Siedlungsreste auf dem höchsten Punkt des Tells nicht als „Megaron“ zu ergänzen sind, sondern vielmehr mehreren Siedlungsphasen angehören. So ist ein aus Lehm gebauter Ofen mit dazugehörigen Lehmziegelwänden auf Steinsockeln vermutlich in die Arapi-Stufe zu setzen, wogegen verschiedene Steinfundamente sowie der Unterbau eines runden Herdes wahrscheinlich in die Dimini-Stufe datieren.

Vom Fundmaterial selbst sind mehr als 3000 Keramikfragmente erhalten. Die Keramikfunde aus den untersten Schichten eines Schnittes im Nordwestteil der Magula deuten auf den Beginn der Besiedlung im späten Frühneolithikum. Eine Reihe von Keramikfunden datiert in den weiteren Verlauf des Mittelneolithikums sowie an den Beginn des Spätneolithikums. Wenige Fragmente belegen eine Nutzung des Siedlungshügels während des Endneolithikums (Chalkolithikums) und der beginnenden Frühbronzezeit.

Der Hauptteil der musterverzierten und monochromen Keramik gehört in die spätneolithische Arapi- und Dimini-Stufe. Während die musterverzierte Keramik der Arapi-Stufe ein vielfältiges Gefäßrepertoire aufweist, beschränkt sich die musterbemalte Keramik der Dimini-Stufe weitgehend auf Schalen und Schüsseln. Für die Dimini-Stufe ist es schwierig, eine in der Literatur postulierte Differenzierung in eine frühere und eine spätere Phase nachzuvollziehen. Auf alle Fälle weist das Auftreten der braun auf hell bemalten Dimini-Keramik in den obersten Schichten der Visviki-Magula auf ein relativ spätes Auftreten dieser Ware. Nach ihrer Form wird monochrome Keramik der Arapi-Stufe häufig als Ess- und Trinkgeschirr verwendet. Hingegen scheint die monochrome Keramik der Dimini-Stufe wesentlich häufiger als Geschirr zum Kochen und zur Vorratshaltung erzeugt worden zu sein.

Petrographische Analysen zeigen, dass Visviki-Magula Teil eines Netzwerkes war, welches Verbindungen in den Nordosten und Nordwesten der Thessalischen Ebene aufwies. Form und Dekor der besonders reichen Bestände der polychromen Keramik der Arapi-Stufe zeigen aber vor allem Gemeinsamkeiten mit der Pevkakia-Magula am Golf von Volos, die in der nordostthessalischen Ebene nicht anzutreffen sind. Eine vergleichbare Nahbeziehung scheint auch während der Dimini-Stufe bestanden zu haben. Ansonsten zeichnet sich für die Keramik der Dimini-Stufe eine gewisse typologische und stilistische Homogenität ab, welche sich über das gesamte Verbreitungsgebiet der Dimini-Keramik erstreckt.

Funde zur Subsistenz der Siedlung beschränken sich auf wenige Tierknochen sowie auf ein Manuskript über die Pflanzenreste der Magula. 80 % der geschlagenen Steingeräte ist aus Obsidian der Insel Melos erzeugt. Ihr Studium ergab, dass der Kernreduktionsvorgang nicht auf der Visviki-Magula sondern vermutlich durch Spezialisten in den Küstensiedlungen am Golf von Volos stattfand. Geräteproduktion vor Ort beschränkte sich weitgehend auf Modifikation von Klingen und Abschlägen. Hingegen wurden Spondylus-Muscheln auf Visviki-Magula zu Schmuck verarbeitet. Dies beweist, dass dieses überaus wertvolle Handelsgut nicht nur in Küstensiedlungen, sondern an zahlreichen Manufakturplätzen im Rahmen kleiner Haushalte erzeugt wurde.

Projektleitung

    • Maximilian Bergner
    • Caroline Dürauer

    Kooperationen

    • Angelika Dousougli-Zachos
    • Alfred Galik
    • Helmut Kroll
    • Areti Pentedeka
    • Ernst Pernicka
    • Gunter Schöbel
    • Kostas Zachos

    Finanzierung

    FWF [Projekt P21596]