Parthische Münzen zählen zu den wichtigsten Primärquellen für die iranische Geschichte von der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. bis zum Ende der arsakidischen Herrschaft im Jahre 224 n. Chr. Sie enthalten mannigfache wertvolle Informationen über die parthische Herrscherabfolge, über die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen in Iran und seinen Nachbarländern in der Zeit der Arsakidenkönige und über die parthischen Münzstätten. Außerdem vermitteln uns die arsakidischen Münzen wichtige Einblicke in die materielle Kultur der Periode: So gewinnen wir durch die Königsbüsten auf den Münzen etwa einen Eindruck von der parthischen Hoftracht.

Angesichts des Umstandes, dass nichtnumismatische Quellen zur parthischen Geschichte und Kultur dünn gesät und oft problematisch sind, verwundert es nicht, daß die parthischen Münzen in historischen und archäologischen Untersuchungen zur arsakidischen Periode sehr häufig zur Illustration herangezogen werden. Der bisherige wissenschaftliche Bearbeitungsstand der parthischen Münzen erlaubt jedoch keine fundierte Auswertung des numismatischen Materials.

Die Grundlage für das moderne numismatische Verständnis parthischer Münzen hat Warwick Wroth in seinem BMC-Band »Catalogue of the Coins of Parthia«, erschienen 1903, geschaffen. Er hat sich auch um eine Zusammenfassung der wichtigsten älteren Literatur zum Thema bemüht, die bis auf Jean Foy-Vaillant (1632–1706) zurückgeht. Aufbauend auf Wroths Monografie gab Edward T. Newell dann 1938 in Popes »Survey of Persian Art« unter dem Titel »The Coinages of the Parthians« eine ausgezeichnete Zusammenfassung zum parthischen Münzwesen, in der er teils auch neue Zuweisungen vorschlug.

Der nächste wichtige Schritt in der Erforschung des arsakidischen Münzwesens wurde in der Monografie »Suse sous les Séleucides et les Parthes« von Georges Le Rider gesetzt (1965), in der die einschlägigen Fundmünzen der Ausgrabungen in Susa aufgearbeitet sind: Dieses Werk kann in methodischer und struktureller Hinsicht als beispielhaft gelten; einige wichtige Thesen des Autors hinsichtlich der Klassifikation des parthischen Münzmaterials müssen jedoch im Rahmen einer kompletten Strukturanalyse des arsakidischen Münzwesens überprüft werden.

Die heute als Standardzitierwerk für parthische Münzen verwendete Publikation ist »An Introduction to the Coinage of Parthia« aus der Feder von David Sellwood (2. Auflage 1980). Dieses Buch muss zweifellos unter die wichtigsten Beiträge gezählt werden, die je zur arsakidischen Numismatik geleistet wurden, ist jedoch in seiner Substanz eigentlich nichts mehr als ein extrem konziser Typenkatalog: Es ermöglicht auch dem Nicht-Spezialisten, arsakidische Münzen zu bestimmen, und ist somit zweifellos ein praktischer Arbeitsbehelf für Münzsammler wie -händler, doch gibt es in keiner Weise Einblick in die Struktur der parthischen Münzprägung, also in deren historische und ökonomische Dimension.

Die jüngste wichtige monografische Behandlung arsakidischer Münzen wird schließlich François de Callataÿ verdankt, der 1994 »Les tétradrachmes d’Orodès II et de Phraate IV« intensiv analysierte. Diese bemerkenswerte Studie erfüllt alle Anforderungen, die gegenwärtig an wissenschaftliche Publikationen in der Numismatik zu stellen sind, und zeigt damit für einen engen chronologischen Bereich in exemplarischer Art und Weise, was man in der arsakidischen Numismatik bei konsequenter Beobachtung der methodischen Prinzipien erreichen kann.

Eine umfassende und systematische Behandlung des gesamten parthischen Münzwesens nach modernsten wissenschaftlichen Kriterien stellt jedoch ein Desiderat ersten Ranges im Rahmen der antiken Numismatik dar. Diese Lücke soll in dem Projekt »Sylloge Nummorum Parthicorum« (SNP) gefüllt werden. In ihm werden die Bestände arsakidischer Münzen im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, im Department of Coins and Medals des British Museum (London), in der American Numismatic Society (New York), im Cabinet des Médailles der Bibliothèque nationale de France (Paris), im National Museum of Iran (Tehran) und im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums (Wien) veröffentlicht; insgesamt handelt es sich dabei um etwa 15.000 Prägungen. Zur Gewinnung eines abgerundeten Gesamtbildes der arsakidischen Münzproduktion wird auch Ergänzungsmaterial aus Publikationen des Münzhandels herangezogen.

In der »Sylloge Nummorum Parthicorum« (SNP) soll jedoch nicht nur eine Publikation des genannten Münzmaterials erfolgen, sondern System und Chronologie der arsakidischen Prägung werden – nach Münzstätten getrennt – erstmals im Detail untersucht, sodass die Reihe einerseits als neues Zitierwerk dienen wird, andererseits aber auch ein wissenschaftlich fundiertes Gesamtbild des parthischen Münzwesens bieten kann. Als Modell für SNP dient die Reihe »Sylloge Nummorum Sasanidarum (SNS) Berlin–Paris–Wien«.

 

 

Projektleitung

    Finanzierung

    FWF-Projekt SNP 6

    Kooperationen

    • The British Institute of Persian Studies (BIPS), c/o The British Academy, London
    • Staatliche Museen zu Berlin, Münzkabinett
    • The British Museum, Department of Coins and Medals, London
    • American Numismatic Society, New York
    • Bibliothèque nationale de France, Cabinet des Médailles, Paris
    • Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett
    • Institut für Numismatik und Geldgeschichte, Universität Wien
    • National Museum of Iran, Tehran
    • Edward C. D. Hopkins (www.parthia.com)