Das Pilotprojekt »Alpine Interdependenzen« analysiert die Mensch-Umwelt-Interaktionen im Dachsteingebirge über die letzten Jahrtausende. Fragen nach den Auswirkungen früher Hochweidenutzung sowie klimatischer Veränderungen werden untersucht.

Das Pilotprojekt unter der Leitung des ÖAI und der RGK befasst sich mit den Mensch-Umwelt-Interaktionen im klimasensitiven Raum des Dachsteingebirges. Dabei verfolgen wir einen sozialökologischen Ansatz, der Erkenntnisse der bio- und geoarchäologischen Forschung kombiniert. Konkret untersucht werden Sedimentarchive aus Seen und Mooren sowie archäologische Fundplätze und Weidelandschaften. Unser Fokus richtet sich auf die wechselseitigen Abhängigkeiten von Umweltveränderungen (Klima, Biodiversität, Bodenbildung, Erdbeben) und anthropogener Nutzung.

Hierbei stellen wir uns folgende Fragen: Wann begann die Hochweidenutzung, in der Bronzezeit oder bereits früher? Wie intensiv wurde zu verschiedenen Zeiten Hochweide auf dem Plateau betrieben? Welchen Einfluss hatte das auf die Herausbildung der uns heute bekannten Landschaft? Veränderte sich die Nutzung z. B. im Zuge von Klimaschwankungen und geologischen Extremereignissen oder Migrationen und Kulturwandel? Wie unterscheiden sich die prähistorischen von römischen und späteren Mensch-Umwelt-Interaktionen?

Die ausgedehnte auf 1600 m Seehöhe gelegene Grafenbergalm, die bis heute genutzt wird, liefert hierfür perfekte Ausgangsbedingungen, da sich hier wichtige Umweltarchive wie Seen und Moore ebenso wie bronzezeitliche und römische Hüttenplätze finden.

Die Forschungen bauen auf den langjährigen Arbeiten des Vereins ANISA (Verein für alpine Forschung rock art and settlement in the Alps – Austria) im Dachsteingebirge sowie auf den intensiven Forschungstätigkeiten des Naturhistorischen Museums Wien im Hallstätter Salzbergtal und in dessen Umfeld auf.

Gemeinsam mit der RGK wurde im Zusammenhang mit den Forschungen zu »Eisenzeitlichen Großsiedlungen und ihrem Umfeld: Ressourcen-, Produktions- und Distributionslandschaften im Vergleich« ein Projekt zur Erforschung der Besiedlungsdynamik in Knotenpunkten und Wirtschaftsflächen der Salzlandschaft Hallstatt durchgeführt. Im Rahmen des Groundcheck-Programms zu »Kulturwandel und Kulturerbe« fand 2021 eine erste Feldforschungskampagne statt, die Beprobung des auf dem Dachsteinplateaus gelegenen Grafenbergsee. Die Bohrprofile wurden bereits am Institut für Geologie der Universität Innsbruck sedimentologisch untersucht.

Erste geophysikalische Untersuchungen der Almflächen fanden 2023 statt. Begleitend wurden Bodenproben für verschiedene naturwissenschaftliche Analysen entnommen. Sie sollen tiefere Einblicke in Nutzungsarten und Aktivitätszonen bieten.