Das Forschungsvorhaben rekonstruiert die frühe Siedlungsgeschichte von Ephesos von ca. 1600–294 v. Chr. Interdisziplinäre Untersuchungen zeigen, wie die Verschiebung der Küstenlinie die Siedlungsstruktur veränderte. In Grabungen konnte ein archaisch-klassisches Wohnviertel nachgewiesen werden sowie eine neue Terrasse im Felsheiligtum der Meter mit In-situ-Befunden.

Das unbekannte Ephesos

Ziel dieses Projekts ist es, durch systematische archäologische und interdisziplinäre Untersuchungen Lage, Ausdehnung, Struktur und Chronologie der Siedlungen im Bereich von Ephesos von der Spätbronzezeit bis an den Beginn der hellenistischen Epoche zu erforschen. Die Ruinenstätte, die heute besichtigt werden kann, geht auf eine Neugründung durch König Lysimachos am Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. zurück. Damals hatte die Stadt aber bereits eine jahrtausendelange Geschichte hinter sich. Über diese Vorgängersiedlungen ist relativ wenig bekannt, in den antiken Schriftquellen finden sich nur ausschnitthafte Informationen. Auch archäologisch sind die spätbronzezeitlichen, früheisenzeitlichen, archaischen und klassischen Siedlungsphasen nur schwer zu erforschen: die entsprechenden Schichten und Baureste sind oft von meterhohen Alluvialböden bedeckt, liegen unter dem Grundwasserspiegel oder sind von späteren Strukturen überbaut.

Die Stadt folgt ihrem Hafen

Die Landschaftskammer von Ephesos war starken geomorphologischen Veränderungen unterworfen, die entscheidenden Einfluss auf die Siedlungsentwicklung ausübten. Der Vorschub der Küstenlinie konnte in seinen einzelnen Etappen durch paläogeografische Bohrungen von H. Brückner und F. Stock (Universität Köln) rekonstruiert werden. Die fortschreitende Verlandung ihrer Häfen zwang die Ephesier mehrmals, neue Ankerplätze zu suchen, an denen dann neue Stadtviertel entstanden.

Eine Stadt aus verstreuten Vierteln

So bildeten sich seit dem frühen 7. Jahrhundert v. Chr. neue Siedlungsplätze entlang der Küste heraus. Diese Form der Streusiedlung findet sich mehrfach bei frühgriechischen Poleis. Durch systematische Kartierung und Auswertung älterer Forschungsergebnisse sowie durch gezielte Sondagen an ausgewählten Stellen war es möglich, die Siedlungsentwicklung von der späten Bronzezeit bis in den frühen Hellenismus zu rekonstruieren.

Archaisch-klassische Siedlung auf der Nordostterrasse des Panayırdaǧ

Teile eines solchen Wohnviertels konnten 2008/2009 an der Nordostseite des Panayırdağ freigelegt werden. Diese natürlich geschützte Felsterrasse wurde ab dem frühen 7. Jahrhundert v. Chr. genutzt. Um 400 v. Chr. wurde die Siedlung von einer Befestigungsmauer umgeben, die ungefähr 9 ha einschloss. Sie ist die älteste bekannte Befestigung von Ephesos.

 

Projektleitung

Kooperation

Helmut Brückner (Geographisches Institut, Universität zu Köln)

Laufzeit

seit 2009

Finanzierung

ÖAW-ÖAI