Unter Anwendung hochmoderner archäologischer und bioarchäologischer Ansätze untersucht CoPOWER den Übergang zur urbanen Gesellschaft und den Anstieg sozialer Kontrollmechanismen in Europa, ca. 2000–500 v. Chr.

Soziale Komplexität und Urbanisierung in der späteren Urgeschichte wurden schon in vielen Projekten untersucht, doch sie konzentrierten sich in erster Linie auf die Eliten, die diese Prozesse vorangetrieben haben. Im Gegensatz dazu erforscht CoPOWER die Lebensgeschichten von Individuen, die in der Geschichtsschreibung häufig vergessen werden. Diese Personen umfassen jene von niedrigem sozialen Status oder diejenigen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Krankheit oder Behinderung sozial ausgegrenzt waren, sowie hungernde Menschen, Menschen die von Zwangsarbeit betroffen waren, Frauen, die während Schwangerschaft und Geburt starben, sowie Opfer extremer Gewalt und Missbrauchs.

Um ein nuancierteres Verständnis der großen soziokulturellen Transformationen in der Urgeschichte zu entwickeln, ist eine der größten Herausforderungen des Projektes, solche Personen im archäologischen Datenmaterial zu identifizieren. CoPOWER konzentriert sich vor allem auf Bestattungen, da diese relevante Informationen aus erster Hand über den menschlichen Körper und dessen archäologischen Kontext bieten.

CoPOWER ergänzt traditionelle archäologische Methoden, wie Osteologie, mit innovativer medizinischer Forschung zu Trauma, Ernährung und Gen/Umwelt-Interaktionen. Diese Methoden werden im Rahmen eines >bio-kulturellen< Ansatzes integriert, der die Rolle sozialer und biologischer Faktoren bei der Entwicklung des menschlichen Körpers berücksichtigt.

Schließlich verwendet CoPOWER das spät-urgeschichtliche Europa im Zeitraum ca. 2000–500 v. Chr. als Fallstudie, um über gesellschaftspolitische und ökologische Bedingungen nachzudenken, die der Ausbreitung sozialer Kontrolle und Ungleichheit in jeder menschlichen Gesellschaft Vorschub leisten. Das Projekt zielt auch darauf ab, ein besseres Verständnis der Mechanismen sozialer Ausgrenzung zu schaffen, indem es sie als Produkt komplexer und zusammenhängender gesellschaftspolitischer, ökologischer und biologischer Faktoren erfasst.

Die Zusammenarbeit mit Katharina Rebay-Salisbury und ihrem ERC-Projekt »The value of mothers to society« (VAMOS) wird dazu beitragen, geschlechts- und altersbedingte Formen der Ungleichheit zu Beginn der Urbanisierung in Europa zu erforschen und zu bewerten. Diese können über archäologische und bioarchäologische Analysen identifiziert werden. Durch diese Zusammenarbeit wird CoPOWER mögliche Auswirkungen des sozialen Wandels oder der Instabilität im Zeitraum ca. 2000–500 v. Chr. auf Mutterschaft, Geburt und Kindheit erforschen, z. B. wenn osteologische Spuren auf mütterliche Unterernährung oder Kindesmisshandlung und Vernachlässigung schließen lassen.

 

 

Marie Curie Fellow

    Finanzierung

    Marie Skłodowska-Curie actions – Research Fellowship Programme
    This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under the Marie Skłodowska-Curie grant agreement No 750596.

    Kooperationen

    Laufzeit

    07/2018–08/2020

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