Mithilfe technologischer und archäometrischer Untersuchungen wird die spätbronzezeitliche bemalte Keramik aus Qurayyah im Nordwestarabien erforscht. Ziel ist es, den Grad der technologischen Spezialisierung und Standardisierung zu bestimmen und ein besseres Verständnis der produktiven und wirtschaftlichen Organisation einer Wüstenoase in der Bronzezeit zu gewinnen.

Die Oase Qurayyah

Die Siedlung von Qurayyah ist eine der Hauptoasen der Arabischen Halbinseln. Sie wird seit 2015 durch die von Marta Luciani (Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie, Universität Wien) geleitete Ausgrabung erforscht. Die bronzezeitliche Siedlung erstreckte sich über 350 ha innerhalb steinerner Stadtmauern und umfasste einen Wohnbereich, Grabbauten und Gräber und enthielt Belege für die Kupferproduktion im 3. Jahrtausend v. Chr. Die eindrucksvollste Entdeckung besteht jedoch in einer vollständig erhaltenen Töpferwerkstatt mit Brennöfen, Räumen und Strukturen für die Verarbeitung von Rohstoffen, mit Fehlbränden, Rohmaterialien, fertigen und halbfertigen Gefäßen. In dieser Werkstatt wurde eine der ältesten bemalten Töpferwaren aus Nordwestarabien hergestellt, nämlich die ›Qurayyah Painted Ware‹, die früher als ›Midianitische Keramik‹ bekannt war und auf das 2. Jahrtausend v. Chr. zurückgeht. ›Qurayyah Painted Ware‹ ist mit zweifarbig gemalten Motiven verziert, die sowohl geometrisch als auch figurativ sind. Diese Keramik findet sich in einem weiten geografischen Gebiet, das sich von Nordwestarabien bis Jordanien und die südliche Levante erstreckt. 

Der Ursprung der ›Qurayyah Painted Ware‹

Obwohl der Ursprung der ›Qurayyah Painted Ware‹ eine der intensiv diskutierten Fragen in der levantinischen Archäologie ist, wurden bisher relativ wenige archäometrische Untersuchungen vorgenommen. Dieses Projekt schlägt die erste umfassende archäometrische und technologische Studie über die bemalte Ware von Qurayyah vor und nutzt dabei den außergewöhnlichen Kontext der Töpferwerkstatt, der einen Einblick in den gesamten Produktionsprozess ermöglicht. Hauptziele des Projekts sind:

  1. den petrografischen, mineralogischen und chemischen Fingerabdruck der in Qurayyah produzierten Gefäße zu ermitteln. Diese Grunddaten werden es erlauben, innerhalb der levantinischen Assemblagen zu identifizieren, welche Gefäße in Qurayyah produziert und in so weit entfernte Regionen wie Amman in Jordanien im Norden oder Al-'Ula in Saudi-Arabien im Süden exportiert wurden. Die Bestimmung wird helfen zu entscheiden, ob die lokale Produktion durch Familien und Stämme auf Haushaltsebene organisiert war oder auf Ebene der individuellen Werkstattindustrie und darüber hinaus.
  2. den Grad der technologischen Spezialisierung und Standardisierung entlang der gesamten Chaîne opératoire zu beurteilen und so ein besseres Verständnis der produktiven und wirtschaftlichen Organisation einer Wüstenoase in der Bronzezeit zu gewinnen.

Die angewandte Forschungsmethode integriert Untersuchungen auf makro-, meso- und mikroskopischer Ebene: (1) zerstörungsfreie, makroskopische technologische Untersuchung vor Ort; (2) Dünnschliff-Petrografie unter dem Polarisationsmikroskop zur Rekonstruktion der Rohstoffversorgung und -zubereitung; (3) Neutronenaktivierungsanalyse (NAA) zur Charakterisierung der chemischen Zusammensetzung in Bezug auf Spuren- und seltene Elemente, die sehr aussagekräftige Indikatoren für die Provenienz sind.

 

Projektleitung

Kooperationen

  • William Gilstrap
  • Joseph A. Greene

Laufzeit

seit September 2020

Finanzierung

Holzhausen-Legat der ÖAW