Menschen haben seit jeher verschiedene Rohstoffe für die Herstellung von Farben verwendet. Die Qualität und Herkunft der Farben war wichtig. Trotzdem wissen wir bisher wenig darüber: manche waren weit verbreitet, andere selten und wurden weit gehandelt. Der Weg, den Farben zurücklegten – von Minen hin zu Kunstwerken – ist nach wie vor weitgehend unbekannt.

Herkunft und Handel

Eine Vielzahl von Farben wurde vielschichtig in der Kunst und Architektur (als auch in vielen anderen Kontexten) verwendet. Die Bandbreite reicht von häufig vorkommenden Ocker, bis hin zu seltenen Mineralen wie Zinnober oder Orpiment und zu künstlich erzeugten Farben, wie Bleirot, Bleiweiss und Ägyptischblau. Schriftliche Aufzeichnungen weisen bereits darauf hin, dass (manche?) Farben weit gehandelt wurden und dass Herkunft wichtig war für den Preis und die Bedeutung von Farben. Somit können Farben einen spannenden und vielschichtigen Einblick in Handelsbeziehungen zwischen früheren Gesellschaften geben und ökonomische, kulturelle und politische Veränderungen nachzeichnen.

Vergleichsmöglichkeiten

Im Gegensatz zu Metallen, Keramik oder Glas, gibt es für Pigmente bisher nur wenige Vergleichsmöglichkeiten: oft wurden ähnliche Rohstoffe verwendet, aber Metalle und Pigmente unterscheiden sich voneinander. Um Herkunftsanalysen und Analysen von Produktionstechnologien aufschlussreicher zu machen, braucht es gute Vergleichsmöglichkeiten zu Rohstoffen der Pigmentproduktion und es braucht Marker, die zuverlässig sind. Neben einer pigment-spezifischen Referenzdatenbank und gut getesteten geochemischen Markern, wird dieses Projekt ein physisches und digitales Repositorium erstellen und die Ergebnisse u.a. mit digitalen geographischen Karten zugänglich machen.

Pigmentnetzwerke: Organisation von Handel und Produktion

Zum ersten Mal werden wichtige Punkte des Pigment-Handels- und Produktionsnetzwerkes zusammengetragen um ein erstes Gerüst – für weitere Projekte – aufzustellen. Die ersten Schritte folgen Ägyptischblau zwischen wichtigen Entwicklungen der Produktionstechnologie um 1300 vor Chr. und Ressourcenerschließungen zwischen Ägypten und der Ägäis. Während die Pigmentproduktion während der Eisenzeit vorwiegend auf Paläste beschränkt war, ist wenig bekannt, wie weitreichend die Handelsrouten waren. Auch hier ist ein Fokus auf die Ägäis gerichtet, wo Ressourcen für die Pigmentproduktion weit verbreitet sind und einige Ausgrabungen bereits Hinweise über Pigmenthandel und möglicherweise -produktion geben. Schriftliche Aufzeichnungen weisen dann darauf hin, dass Pigmentnetzwerke im 1. Jahrundert vor Chr. eine starke Umstrukturierung durchliefen. Laut antiken Aufzeichnungen wurde die Ägyptischblauproduktion von Ägypten nach Italien verlegt und dort zentralisiert. Von den wenigen kürzlich publizierten wissenschaftlichen Arbeiten wissen wir auch, dass zunächst nordgriechisches Kupfer für Ägyptischblauproduktion in Ägypten verwendet wurde, was im 1. Jahrhundert vor Chr. möglicherweise durch norditalienisches Kupfer oder durch Kupfer aus dem Alpenraum ersetzt wurde. Dieses Projekt wird mit neuen Analysemethoden und sich gut ergänzenden Fallstudien das Bild der Pigmentnetzwerke klarer zeichnen.

Kooperationen

  • Hilary Becker, Binghamton University
  • Clarissa Blume-Jung, Ruhr Universität Bochum
  • Hericlia Bercoulaki, National Hellenic Research Foundation
  • Ruth Siddall, University College London, Fitch Labor
  • Thilo Rehren, Cyprus Institute
  • Sabine Klein, Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen
  • Pau de Soto, Universitat Autònoma de Barcelona
  • Georg Plattner und Regina Hölzl, Kunsthistorisches Museum Wien
  • Martin Auer, Universität Innsbruck
  • Walter Gauß und Christoph Baier, ÖAI
  • Christian Lengauer und Christian Koeberl, Universität Wien
  • Ariadne Kostomitsopoulou Marketou, MF Norwegian School of Theology and Religion
  • Gilberto Artioli, Universität Padova
  • Francis Albarède, Ecole Normale Supérieure Lyon

Laufzeit

04/2023–

Finanzierung

ERC StG (PNr. 101078382)
Finanziert durch die EU