Das Projekt befasst sich mit den Aktivitäten an der Grenze Ägyptens und Nubiens während des Frühmittelalters, wobei der Fokus speziell auf dem Fundplatz Hisn el-Bab und der dort gelegenen Festungsanlage im Grenzgebiet liegt, deren Nutzung sich über mehrere Epochen erstreckt. Ziel ist es, anhand von Ausgrabungen und eingehender Analyse des Architekturbestands eine Charakterisierung der Bewohner im Ablauf der Zeit zu erstellen.

Bei dem Projekt handelt es sich um die Fortsetzung eines vom FWF finanzierten Vorgängerprojekts (P24589-G21), welches sich auf die Verhältnisse an der Grenze während der Spätantike konzentrierte.

Archäologie

Die Ausgrabungen konzentrieren sich sowohl auf jene Bereiche Hisn el-Babs, welche während früherer Betrachtungen mit dem Frühmittelalter in Verbindung gebracht werden konnten, als auch auf Areale, welche vermutlich von speziellem Interesse im Hinblick auf die Baugeschichte der Gebäude sind. Dies beinhaltet vor allem Eingänge durch die Festungsmauern als auch Zugangs- und Verbindungswege zwischen diesen.

Studien der materiellen Kultur

Aufgrund der Funktion Hisn el-Babs als Grenzfestung ist zu erwarten, dass durch die Ausgrabungen und anhand von Studien der dort gebräuchlichen materiellen Kultur Licht auf das Wesen der Bewohner*innen und deren Lebensweise geworfen wird, speziell auch im Vergleich zu ähnlich datierten archäologischen Befunden an anderen Orten Ägyptens und Nubiens. Dabei ist die wissenschaftliche Betrachtung der Keramik des Fundplatzes besonders wichtig, da sie sowohl Hinweise auf die Herkunft der Gefäße und damit die Zusammensetzung der Bewohnerschaft der Festung gibt als auch Handel und Warenaustausch in der Grenzregion beleuchtet. Weiters vervollständigen Studien zum Speiseplan der Einwohner anhand von Pflanzenresten und Tierknochen sowie die Betrachtung von anderen Fundgruppen wie Waffen, Textilien und weiteren organischen Materialien das Spektrum der Analysen.

Analyse der Architektur

Die Analyse der noch erhaltenen Architektur, der Chronologie einzelner Bauphasen sowie der Bautechnik stellt einen wichtigen Teil des Projekts dar. Der Vergleich der Festung mit anderen ähnlich datierten Fundplätzen soll mögliche Verbindungen mit Bauten an anderen Orten Ägyptens und/oder Nubiens aufzeigen. Ähnliche Bauten des Frühmittelalters in Unternubien – heute durch Anlage des Nasser-Sees nicht mehr erhalten – sind hier besonders signifikant.

Zusammenfassung

Die Ergebnisse des Projekts sollen zusammengefasst und unter Berücksichtigung der vorhandenen Informationen über ägyptisch-nubische Beziehungen während des Frühmittelalters ausgewertet werden. Mittelalterliche arabische Historiker berichten, dass ein Ort namens el-Qasr, welcher mit großer Sicherheit mit Hisn el-Bab gleichzusetzen ist, von großer Wichtigkeit für die politischen Beziehungen und Interaktionen zwischen Ägypten und Nubien war. Das Projekt soll zudem ein Weg zur Charakterisierung der Besiedelung von Hisn el-Bab sowie der Beziehungen zwischen Ägypten und Nubien sein.

 

Projektleitung

Kooperation

M. Döring-Williams (Technische Universität Wien)

Laufzeit

06/2018–06/2021

Finanzierung

  • ÖAW-ÖAI
  • FWF-Projekt Nr. P31169