Dieses Projekt zielt darauf ab, Karsthöhlen mit Spuren menschlicher Aktivität während der Bronzezeit (2. Jahrtausend v. Chr.) zu erforschen. Die Zusammenarbeit zwischen Geologen, Höhlenforschern und Archäologen ermöglicht neue Einblicke in die Morphologie der Höhlen und in die menschliche Nutzung.
Eine prägende Eigenschaft der Region Lika und der umliegenden Landschaften des Dinarischen Gebirges ist die Fülle an Kalksteinhöhlen, die durch Wassererosion entstanden sind. Diese Höhlen, oft gekennzeichnet durch eine beträchtliche Tiefe und komplexe, labyrinthartige Struktur – bestehend aus Gängen, Schächten und Kammern – bilden ein unterirdisches Entwässerungssystem. Ihre einzigartigen Konfigurationen, die einer wahren Unterwelt ähneln, schaffen eine ideale Kulisse für rituelle Aktivitäten und erfordern somit eine gründliche Analyse.
Die Untersuchungen konzentrieren sich auf etwa zehn Höhlen in der Region Lika (insbesondere auf das Gebiet zwischen Otočac und Gospić) mit Fokus auf die Bobinac-Kozerina-Höhle (Sinac) mit einer außergewöhnlichen Bedeutung für die Bronzezeit. Diese Höhle wurde 2013 zufällig entdeckt und zwischen 2014 und 2019 von Mitgliedern des Höhlenforschungsvereins Ursus Spelaeus aus Karlovac ausgegraben. Sie lieferte zahlreiche Funde aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., darunter vollständige Gefäße verschiedener Formen, Brandspuren, einen Holzstapel, ein hölzernes Objekt unbekannter Funktion und eine Steinplattform in einer der Kammern. Aufgrund der Konfiguration der Höhle und der Art der Funde ist es sehr wahrscheinlich, dass sie als Heiligtum oder als Ort für rituelle Praktiken genutzt wurde.
Die geologischen und speläologischen Untersuchungen zielen darauf ab, eine Reihe von Fragen zu beantworten, wie etwa die Unterscheidung zwischen natürlichen und künstlichen Strukturen sowie die mögliche Existenz weiterer Eingänge und Passagen, die noch nicht identifiziert wurden. Die Chronologie menschlicher Aktivitäten innerhalb der Höhle wird durch die typologische und chronologische Analyse der Funde sowie durch Radiokohlenstoffdatierung und Uran-Thorium-Datierung von Speläothemfragment ermittelt.
Zusätzlich zu den geologischen, speläologischen und archäologischen Untersuchungen wird das Projekt eine Analyse organischer Rückstände an ausgewählten Gefäßen durchführen. Auf diese Weise werden wertvolle Informationen über die in der Höhle durchgeführten Rituale zu gewonnen, insbesondere im Hinblick auf die rituellen Opfergaben und/oder für das Festmahl verwendeten Ressourcen.

2024–2025
Emil Suess-Erbschaft