Während der Bronzezeit erlebten Gemeinschaften in ganz Kontinentaleuropa und im Mittelmeerraum eine bemerkenswerte Vernetzung. Roca Vecchia entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum im zentralen Mittelmeer und bietet eine ideale Fallstudie zur Untersuchung der Interaktionen zwischen Süditalien und der Ägäis. Neben dem Austausch materieller Güter und der Mobilität menschlicher Gruppen umfassten diese Interaktionen auch die Übertragung von technischem Wissen, sozioökonomischen Modellen und rituellen Praktiken.

Die bronzezeitliche Siedlung Roca an der Adriaküste im Südosten Italiens nahm eine strategische Position für maritime Routen ein, die die Ägäis mit dem zentralen Mittelmeer verbanden. Roca, besiedelt von der Mitte des 17. bis zum späten 11. Jahrhundert v. Chr., war durch eine massive Mauer geschützt, die wiederholt zerstört und wieder aufgebaut wurde, was auf einen soziopolitischen Kontext fortwährender Konflikte hinweist. Die Schichten der Mittelbronzezeit (17.–14. Jahrhundert v. Chr.) zeigen, dass Roca frühzeitig in das ägäische Netzwerk eingebunden war. In der späten Bronzezeit weist Roca mehr ägäische Scherben auf als jede andere einheimische Siedlung und demonstriert eine signifikante kulturelle Hybridisierung mit minoischen und mykenäischen Elementen.
Durch die Integration typologischer Klassifikationen mit keramischer Petrographie, Geochemie und Rückstandsanalysen zielt dieses Projekt darauf ab, lokale, importierte und imitierte Gefäße zu unterscheiden und deren Inhalte zu bewerten. Es wird die Beziehungen zwischen Gefäßformen, Herstellungstechnologie, Herkunft und Funktion untersuchen und dabei analysieren, wie sich diese Faktoren von der Mittel- bis zur Spätbronzezeit entwickelten. Dieser Ansatz wird zu einem neuen Modell der Interaktion zwischen Südostitalien und der Ägäis beitragen und verderbliche Waren sowie deren Konsum in die Rekonstruktion der Austausch- und Hybridisierungssysteme einbeziehen.
Ein übergeordnetes Ziel dieses Projekts ist es, die keramischen Studien voranzubringen, indem materielle Eigenschaften und Herstellungstechnologien mit der Bewegung und Nutzung von Gefäßen im Kontext bedeutender Veränderungen verknüpft werden. Dabei wird ein Lebenszyklusansatz für Objekte verfolgt. Zudem soll die Zusammenarbeit zwischen organischen und anorganischen archäologischen Wissenschaften gefördert werden, insbesondere bei der Untersuchung, wie diese Disziplinen sich um ein einzelnes Artefakt mit seinen einzigartigen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Dimensionen gruppieren.
seit 2022