Die Untersuchung der visuellen Kultur der herrschaftlichen Repräsentation der Habsburger in den Städten ist Gegenstand eines Projektes, das vom Forschungsfonds (FWF) im Herbst 2016 bewilligt wurde. Die Projektgruppe hat die Arbeit mit Jänner 2017 aufgenommen. Im Jahr 2023 werden die Untersuchungen abgeschlossen und zur Publikation gebracht.

Im Mittelpunkt der Analyse stehen die bedeutendsten Städte der österreichischen Erbländer, der Länder der böhmischen Krone und des Königreichs Ungarn im Zeitraum zwischen 1526 und 1711. Es handelt sich dabei um die habsburgischen Residenzstädte (Prag, Wien, Innsbruck, Graz und Preßburg) und einige weitere wichtige Städte aus dem Kreis der freien königlichen Städte Ungarns und der freien Städte der böhmischen Krone. Sie werden als öffentliche Räume wahrgenommen, in denen die Modi der Repräsentation der Herrscher (als Kaiser, König oder Landesherr) symbolisch, aber visuell manifest im Austausch mit den maßgebenden sozialen Einheiten der Städte kommuniziert werden.

Diese symbolische Vergegenwärtigung von realer Macht oder von Anspruch auf Macht soll dort untersucht werden, wo sie sich in Kunstwerken und Bauten in den öffentlichen Räumen der ausgewählten Städte manifestiert hat: In den Landhäusern der Stände, den Rathäusern der Stadtbürger, an Herrscherdenkmälern in den Städten, an ephemeren Architekturen wie Triumphpforten, die anlässlich von Herrschereinzügen errichtet wurden und vorübergehend sehr spezifische Machträume innerhalb des Stadtraumes konstituiert haben. Auch Sakralräume sind als habsburgische Repräsentationsräume wahrzunehmen, da in der gegenreformatorischen Offensive der Habsburger vor allem in Wien und Prag viele neue Kirchen errichtet und neue Orden eingeführt worden sind.

Methodisch ist das Projekt an der historischen Raumforschung und an medienhistorischen Aspekten orientiert. Es nutzt einerseits die heterogenen Raum-Definitionen der Geschichtsforschung wie der Kunstgeschichte und versucht andererseits die zu untersuchenden Objekte als Medien wahrnehmen, die Botschaften vermitteln, deren Adressaten bzw. Adressanten aber im Einzelfall immer erst zu bestimmen sind.

Wichtig ist der komparatistische Generalblick auf das gesamte Herrschaftsgebiet der Habsburger, der darauf abzielt, die Unterschiede und Verbindlichkeiten der österreichischen, böhmischen und ungarischen Repräsentationskultur der Habsburger – in Entsprechung zu den unterschiedlichen politischen Bedingungen und Möglichkeiten – herauszuarbeiten.