Habsburg Women in Early Modern Dynastic Politics and Diplomacy


Zu Beginn der weltweiten Covid19-Pandemie kursierte ein Meme in den sozialen Medien, das durchaus stutzig macht. Gezeigt wurden Frauen aus verschiedenen Ländern der Welt in politischen Führungspositionen. Darüber prangte der Satz: „Covid-19 is everywhere but countries with heads of states managing the crisis better seem to have something in common.” Und darunter suggerierten die Fotos von Angela Merkel aus Deutschland, Jacinda Ardern aus Neuseeland, Sophie Wilmès aus Belgien, Sanna Marin aus Finnland, Katrín Jakobsdóttir aus Island und Mette Frederiksen aus Dänemark bereits die Antwort.

Das Meme schaffte es auch in die klassische Medienlandschaft und Journalist*innen diskutierten die Frage unter dem Stichwort „weibliche Führungskraft“. Einige bekräftigten enthusiastisch weibliches Führungspotential, betonten und verstärkten somit die weibliche Markierung. Andere gaben zu bedenken, dass in diesem Fall auch die geschlechtlichen Markierungen von Männern in der Politik zu berücksichtigen sind, die ihnen bestimmte Verhaltensweisen nahelegen und ihnen weniger Spielraum lassen als Frauen, an die kaum Erwartungshaltungen herangetragen werden, da man sie traditionell tatsächlich immer noch nicht in der Domäne Politik verortet.
 

Aber was bedeutet diese Erkenntnis nun mit Blick auf frühneuzeitliche Herrschaft? Um es kurz zu machen: Politik lässt sich auch mit Blick auf die Frühe Neuzeit nicht ohne Gender Bias denken und Gender Bias nicht ohne den Blick auf frühneuzeitliche Politik- und Herrschaftsstrukturen. In den vorherrschenden Geschlechtertheorien der Frühen Neuzeit kursierten hartnäckig einige klassische Topoi über Frauen, die diese von vornherein für die Arcana Imperii als ungeeignet auswiesen. Geschwätzigkeit und die Unfähigkeit, ein Geheimnis zu bewahren, waren stark mit der Idee von Weiblichkeit verknüpft. Trotz dieser theoretischen Fundierung stellen wir jedoch in der Praxis fest, dass Frauen aus der Sphäre höfischer Politik gar nicht wegzudenken sind.

Aber was bedeutet diese Erkenntnis nun wiederum mit Blick auf die Geschichte der Habsburgermonarchie? Um es kurz zu machen: Mein Projekt fragt danach, wie sich diese Form frühneuzeitlicher Gender Bias auf Habsburgerinnen in politischen Führungspositionen auswirkte und wie diese in der Praxis damit umgingen. Von der Fallstudie der Kaiserin Maria von Spanien (1528–1603) ausgehend will ich im Projekt Möglichkeiten und Grenzen des politischen Handlungsspielraums für Habsburgerinnen im 16. Jahrhundert ausloten. Der Fokus liegt hierbei auf der Kaiserin, aber weitere Habsburgerinnen aus ihrem Umfeld werden zu Vergleichszwecken herangezogen, wie z. B. ihre Tochter Erzherzogin Anna von Österreich (1549–1580), die spätere Königin von Spanien.

Kontakt

Dr. Julia Gebke


Laufzeit

Mai 2021 - Mai 2025


Finanzierung

Österreichischer Wissenschaftsfonds FWF: V 867 - Richter-Programm