Architektur, Repräsentation und (städtische) Öffentlichkeit

Arbeitsgruppenleitung
Doz. Dr. Herbert Karner

„Repräsentation ist die Vergegenwärtigung von Abwesendem oder Unsichtbarem im Raum sozialer Beziehung mit Hilfe von Medien vielfacher Art (Körper, Kleidung, Sprache, Text, Wappen, Inschrift, Bild, Porträt, Thron, Brief, Geschenk) oder von symbolischer Interaktion bzw. statischer oder performativer Kommunikation (Architektur, Raumordnung, Einzug, Prozession, Fest und Feier)“ [Werner Paravicini 2014].

Diese soziologisch geprägte historische Definition der Repräsentation verfolgt ein umfassendes Konzept, mit dem mehrere Fachdisziplinen angesprochen werden. In den 2023 abzuschließenden Untersuchungen erfährt dieses eine mehrfache Einschränkung bzw. Zuspitzung auf die symbolische Vergegenwärtigung (Darstellung) von realer Macht bzw. des Anspruchs auf Macht der Habsburgischen Dynastie. Gegenständlich sind Objekte von unterschiedlicher Öffentlichkeit in den Städten in den Herrschaftsgebieten der Dynastie: vorrangig Architekturen profaner und sakraler, aber auch ephemerer Natur sowie Kunstwerke der Ausstattung (Wappen, Bild, Skulptur, Deckenmalerei, Inschriften, Reliefs, etc.).

Für die Repräsentationsforschung erweist sich weiters die Kartographie der frühen Neuzeit als hervorragendes Medium. Egal ob als Stadt- oder Landkarten – sie visualisieren immer öffentliche Räume, und stehen damit häufig im Interesse der Mächtigen. Auf ideale Weise sind Karten geeignet, den Zusammenhang von Raum und Herrschaft über die in Anwendung genommene Bild-Text-Sprache zu untersuchen.

Das Besondere an den Untersuchungen ist neben dem methodischen Zugang der Generalblick auf das gesamte Herrschaftsgebiet der Habsburger, der darauf abzielt, die Unterschiede, Verbindlichkeiten und übergeordnete Kriterien einer gemeinsamen Repräsentationskultur des Visuellen in den Machtbereichen Böhmen – Österreich – Ungarn herauszuarbeiten.

Der Arbeitsgruppe zugeordnet ist seit dem 1. Oktober 2020 ein Projekt über die künstlerische und wissenschaftliche Produktion der Gesellschaft Jesu innerhalb des Habsburgerreiches (Ostösterreich, Vorderösterreich).

Der Arbeitsgruppe weiters zugeordnet ist mit 1. Juni 2022 das Langzeitprojektprojekt „Corpus Vitrearum – Glasmalerei in Österreich“, das die kunst- und materialhistorische Erfassung der Glasmalerei vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert in umfassend historischem Kontext auf Grundlage international gültiger Richtlinien zur Aufgabe hat.