Netzwerkbildung und soziale Mobilität albanischer MigantInnen aus einem Dorf in Nordmakedonien (1964-2018)


Anfang der 1960er Jahre machte sich eine kleine Gruppe junger albanischer Männer aus der jugoslawischen Teilrepublik Makedonien auf den Weg nach Österreich, um der tristen wirtschaftlichen Lage in ihrem Heimatdorf zu entkommen. Die vier Männer erhielten bei der Wiener Friedhofsverwaltung eine dauerhafte Anstellung. Angeregt von ihren Vorgesetzten in der MA 43 warben sie in den folgenden Jahren zahleiche Verwandte und Freunde aus ihrem Dorf zur Arbeit in den Friedhöfen der Stadt Wien an. Aus dieser und der darauffolgenden Vermittlertätigkeit entwickelte sich ein dichtes translokales Migrationsnetzwerk zwischen Wien und dem makedonisch-albanischen Dorf. Ab den 1980er Jahren kam es vermehrt zu Familienzusammenführungen und zu einer Verlagerung des Lebensmittelpunktes nach Wien.

Das Forschungsprojekt untersucht die Entstehung und die Funktionsweise dieses translokalen Migrationsnetzwerkes und fokussiert auf die Rolle ‚starker‘ und ‚schwacher‘ Netzwerke bei der Vermittlung von Jobs und Unterkunft sowie bei der Entwicklung (privat)wirtschaftlicher Aktivitäten im Bereich von Friedhofsverwaltung und Gärtnerei (dem bevorzugten Gewerbe der MigrantInnen). Untersucht werden Fragen rund um die Ankunft in Wien, Wohn- und Lebensbedingungen, Beziehungen zu Verwandten, Freunden, MigrantInnen und ‚Einheimischen‘, translokale Verflechtungen und Aktivitäten, Fragen rund um die Verwaltung von Einkommen und Eigentum sowie Beziehungen zwischen den Geschlechtern und den Generationen. Außerdem wird der Frage nachgegangen, inwiefern die multiplexen Migrationsnetzwerke privatwirtschaftliche Aktivitäten, ethnisches Unternehmertum und soziale Mobilität befördern.

Die Analyse des Migrationsnetzwerkes wird mit einer Kombination aus historischen und anthropologischen Zugangsweisen durchgeführt. Zu diesen zählen die Netzwerkanalyse, die diachrone Analyse von Familien-, Haushalts- und Verwandtschaftsstrukturen, die Durchführung von strukturierten und narrativen Interviews sowie teilnehmende Beobachtung und die fotografische Dokumentation der Arbeits- und Lebensräume.

Kontakt

Dr. Robert Pichler (Projektleitung)
Arment Kura (Projektmitarbeiter)


Projektdauer

1.3.2020-31.8.2021


Fördergeber

MA7 Stadt Wien