Symbolische Kommunikation und politische Kultur in der Habsburgermonarchie (1526–1848)


Das im Mai 2020 abgeschlossene Habilitationsvorhaben untersuchte die Funktionsweise von Landtagen und ständischen Zusammenkünften in sieben Ländern der Habsburgermonarchie (Böhmen, Mähren, Österreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnten und Krain). Als wichtige Instrumente der Konsensbildung, der politischen Kommunikation und der administrativen Verdichtung blieben ständische Landtage bis 1848 Bestandteile der politischen Kultur des Habsburgerreiches. Ihr Bild ist jedoch weitgehend bestimmt durch den in der älteren Forschung praktizierten Bezug auf moderne parlamentarische Repräsentationsformen. Für die Periode nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden sie zudem meist als bedeutungslose Institutionen missverstanden und von der Betrachtung ausgeschlossen. Um die Rolle der Landtage als Mechanismen der Konsensbildung sowie Schauplätze ständischer Distinktion im zusammengesetzten habsburgischen Fürstenstaat klarer konturieren zu können, versuchte das Vorhaben, ihre räumliche Dimension auszuloten.

Vergleichend untersucht wurden Sitzungs- und Verhandlungsräume, in denen die Stände sich zu Beratungen trafen. Obwohl über ständische Landhäuser zumeist bauhistorische Studien vorliegen, war über konkrete Raumnutzungen und Raumpraktiken wenig bekannt. Das Vorhaben erschloss anhand bislang kaum berücksichtigter Quellen die Ausstattung, Verzierung, Gliederung und Nutzung der „Landstuben“ (Landtagssäle), ihre räumlichen Kontexte sowie ihre symbolische Dimension. Die Habilitationsschrift wird 2023 unter dem Titel Stuben und Säle. Symbolische Kommunikation und politische Kultur in den ständischen Versammlungsräumen der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit als Ergänzungsband der Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung erscheinen.

Im Anschluss an das Habilitationsprojekt wird der zeitlichen Dimension der Landtage nachgegangen. Analysiert werden zum einen das Entscheidungsverfahren vor Ort, zum zweiten Verhandlungen zwischen den Landtagen und dem Herrschaftszentrum und zum dritten die länderübergreifende Kommunikation und Austauschprozesse zwischen Landtagen unterschiedlicher habsburgischer Provinzen. Der Wandel der Landtage von Ad-hoc-Ereignissen zu laufend oder regelmäßig tagenden Gremien, spiegelt, so die These, die fortschreitende Verflechtung der ständischen mit der landesfürstlichen Verwaltung im habsburgischen Fiscal-Military State der Frühen Neuzeit wider.