Das Ziel des Projekts ist es, jene Forschungslücke in der habsburgischen Repräsentation zu schließen, die zwischen den Arbeiten zu Kaiser Karl VI. einerseits und den Beiträgen zur Geschichtskultur Österreichs im 19. Jahrhundert andererseits existiert.

Dabei ist nicht eine „Kunstgeschichte“ der Epoche Maria Theresias im Sinne eines Epochenüberblicks über alle Gattungen als Ziel ins Auge gefasst, sondern es sollen jene Werke und Werkgruppen der Druckgraphik, Medaillen, Staffeleimalerei und Wandmalerei erfasst und einer Deutung zugeführt werden, die unter dem Begriff „Bildpolitik“ in einer unmittelbaren Beziehung zur vielschichtigen Repräsentation Maria Theresias stehen.

Als besondere Herausforderung erweist es sich hier, dass Maria Theresia über eine Vielzahl von Königreichen und Ländern herrschte, die in der Analyse auch eine entsprechende Betrachtung finden sollen. Nicht nur aus diesem Grund muss man Abstand von einer vereinfachenden Interpretation im Sinne einer unmittelbaren und zentralistisch ausgerichteten Indienstnahme von bildender Kunst durch Maria Theresia nehmen. Im Zentrum steht deshalb nicht zuletzt eine Klärung der Organisation des Kunstbetriebes, um die unterschiedlichen Formen der maria-theresianischen Repräsentation besser beurteilen zu können.

Es kommt im Rahmen dieses Projekts wesentlich darauf an, das bisher zu wenig untersuchte Spannungsverhältnis der beiden zentralen Begriffe „Repräsentation“ und „Medien“ für den vorgestellten Zeitraum insgesamt neu zu beleuchten, letztlich die Tragfähigkeit eines bisher zu wenig hinterfragten kunsthistorischen Paradigmas einer „habsburgischen Repräsentation“ im 18. Jahrhundert zu untersuchen. So soll bewusst aus der Position der Kunstgeschichte – und unter umfassender Einbeziehung der schriftlichen Primärquellen – danach gefragt werden, wie die einzelnen Werke mit ihrer spezifischen formalen Ausprägung, ihren typengeschichtlichen Traditionen und ihrer inhaltlichen Struktur an Formen der „Repräsentation“ beteiligt sind.

In diesem Sinn geht es nicht nur um die generelle Frage der spezifischen Visualisierung von Macht, sondern vor allem um die Untersuchung der unterschiedlichen Potentiale der Werke, die an der Repräsentation beteiligt sind. Wenn man Kunstwerke nach ihrer Stellung und Bedeutung im Rahmen von dynastischen Strategien der Repräsentation untersucht, dann wird klar, dass visuelle Medien historische Ereignisse oder politische Ansprüche keineswegs nur abbilden, sondern diese zu einem guten Teil auch prägen bzw. mitformulieren. Auf dieser Basis wird es erstmals möglich sein, einen weiteren wichtigen Baustein zu einer Differenzierung des kulturellen Gesamtbildes der Epoche Maria Theresias zu entwerfen und dabei die Rolle der bildenden Kunst neu zu bewerten.

Die Ergebnisse des Projekts fanden Eingang in zahlreiche Publikationen – in zusammenfassender Perspektive in: Werner Telesko, Sandra Hertel und Stefanie Linsboth (Hg.), Die Repräsentation Maria Theresias. Herrschaft und Bildpolitik im Zeitalter der Aufklärung (Schriftenreihe der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts 19), Wien-Köln-Weimar 2020.