Ludwig van Beethoven (1770–1827) steht mit seinem 250. Geburtsjubiläum im Jahr 2020 im Mittelpunkt zahlreicher Feiern und Veranstaltungen. Maßgeblich für die weltweite Verehrung dieses bedeutenden Komponisten ist nicht zuletzt die Tatsache, dass Beethoven seit seiner Lebenszeit der Protagonist einer der wirkungsmächtigsten medialen Diskurse der Kulturgeschichte mit praktisch universeller Reichweite ist. Bereits zu Lebzeiten wurde Beethoven in zahlreichen Gemälden, Grafiken und Skulpturen verewigt, die zusammen mit vielfältigen literarischen Auseinandersetzungen den „Mythos Beethoven“ begründet haben. Darstellungen Beethovens selbst und dessen, wofür er sinnbildlich stand und heute noch steht, haben in der Folge maßgeblich und bis heute zur Konstitution und Manifestierung seiner Legenden in Musik, Literatur, Film und anderen visuellen Medien beigetragen.

Die Forschungen zur medialen Präsenz des Komponisten haben neues Licht auf die komplexe Verfasstheit dieses Mythos geworfen und können zur wichtigen Erkenntnis beitragen, dass Beethoven über seine Wirksamkeit in europäischen Kontexten rasch den Status einer globalen Ikone – insbesondere im anglo-amerikanischen Bereich – erlangte, was zur Folge hatte, dass sein Œuvre mit Musik schlechthin Gleichsetzung fand.

Die Forschungsarbeiten fließen in zwei reich bebilderte Publikationen ein, die sich unter unterschiedlichen Vorzeichen mit dem „Nachleben“ Beethovens auseinandersetzen. Dabei wird deutlich, dass es bestimmte visuelle Vorstellungswelten gibt, in denen die „Bilder“ des Komponisten eine besondere Wirksamkeit entfaltet haben: Beethoven in der Natur, in seiner materiellen Umwelt, aber auch in Verbindung mit dem Immateriellen sind diesbezüglich bis weit in das 20. Jahrhundert die dominanten Themenbereiche. Darüber hinaus geht es seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr nur um die medialen Auratisierungen der Person des Komponisten allein, sondern verstärkt um die audio-visuelle Inszenierung seiner Musik im Zeitalter restloser Kommerzialisierung. Die neuen Bild- und Tonformate (DVD, CD, Internet etc.) produzieren eine innovative Ästhetik, die ihrerseits wiederum die Images Beethovens neu zu definieren vermag.

Werner Telesko, Susana Zapke und Stefan Schmidl, Beethoven visuell. Der Komponist im Spiegel bildlicher Vorstellungswelten, Wien 2020.

Werner Telesko und Stefan Schmidl, Beethoven und die Bilder der Musik. Vergegenwärtigung, Technizität und Blicklenkung – vom frühen 20. Jahrhundert bis heute, Wien 2020.