Das Forschungsunternehmen des Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs hat sich die Aufgabe gestellt, eine in ihrer Existenz besonders gefährdete Kunstgattung, deren Werke trotz ihrer eminenten Bedeutung für die Geschichte der mittelalterlichen Kunst wissenschaftlich noch kaum bearbeitet sind, systematisch zu erfassen, zu dokumentieren und wissenschaftlich zu bearbeiten.

Die ersten Ansätze dazu gehen auf Prof. Walter Frodl, damals Präsident des Bundesdenkmalamtes, und Prof. Otto Demus, damals Obmann der Kommission für früh- und ostkirchliche Kunst, zurück, in deren Rahmen 1973 Dr. Elga Lanc mit der Arbeit am Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs betraut wurde. Seit der Gründung der Kommission für Kunstgeschichte der ÖAW mit ihrem ersten Obmann Prof. Otto Pächt ist das Corpus-Unternehmen in dieser Einrichtung verankert.

Zum Aufbau von Band II: Die Steiermark ist nach Kärnten das an mittelalterlicher Monumentalmalerei reichste Bundesland Österreichs. Aus dem Zeitraum vom 12. Jahrhundert bis um 1530 wurde in 163 Bauwerken der immense Bestand von 1752 Wand- und Gewölbemalereien bzw. Katalognummern – eine in der kunsthistorischen Grundlagenforschung bisher einzigartige Fülle von Material – in eingehenden Analysen kunstwissenschaftlich erschlossen.

Der Band umfasst höchst bedeutsame und qualitätsvolle Werke von europäischem Rang, darunter aus romanischer Zeit die eindrucksvollen Gesamtausstattungen mit ihren komplexen, vielschichtigen Programmen in der Johanneskapelle in Pürgg und in St. Georgen ob Judenburg (gegen 1240) sowie in der Michaelskapelle in Stift Göss, einem wichtigen Vertreter des Zackenstils. Unter den international herausragenden Wandbildern befinden sich unter anderem auch jene des Meisters von Bruck aus der Zeit gegen 1400.

Im Textband gibt eine Einführung einen knappen entwicklungsgeschichtlichen Überblick über die vielfältigen Erscheinungsformen und Gestaltungsprinzipien der Monumentalmalerei und vermittelt einen Eindruck von dem breit gefächerten Spektrum eines Mediums, dem der gesamte Bau als Bildträger zur Verfügung steht. Der nach Orten alphabetisch geordnete Katalog ist in die für die Monumentalmalerei relevanten Kategorien gegliedert: Ausstattungssysteme, übergreifende Gesamtprogramme, Ikonographie der Bildthemen, Technik, Erhaltung, Stilausprägungen und entwicklungsgeschichtliche Einordnung. Neben einer kommentierten Bibliographie enthält er überdies Informationen zur Baugeschichte, Geschichte, Epigraphik, Realienkunde und zu den Auftraggebern. 60 Wandabwicklungen bzw. Grundrisse, Personen- und Ortsverzeichnisse sowie das ikonographische und Sachregister erleichtern dem Benützer die Erschließung des Materials.