Wissen ist einerseits Resultat und Gegenstand kultureller Pflege, andererseits stellt es Deutungszusammenhänge zur Verfügung, die kulturelle Praktiken anleiten. Wissen als Kultur zu verstehen heißt, gesellschaftliche Formationen und deren Wissensbestände in einem gegenseitigen Austauschverhältnis zu begreifen. Eine wissensgeschichtliche Beschäftigung mit dem vormodernen südöstlichen Europa verknüpft u.a. folgende Bereiche:

1) das Zusammenspiel von mündlichen und schriftlichen Wissensformen sowie die konstitutive Bedeutung von Vielsprachigkeit und Vielschriftlichkeit;
2) die Rolle des Wissens in und für die Begründung, Tradierung und Umsetzung von Herrschaftsansprüchen;
3) die Pluralität der Wissensformen inklusive des Umdeutens oder gar Verlusts derselben im zeitlichen Wandel;
4) die besondere Rolle des Religiösen als dominierende und alle anderen Formen legitimierende Wissensform der Frühen Neuzeit;
5) Prozese der Verschriftlichung, Verrechtlichung und Vereinheitlichung im Zusammenhang umfassender Institutionalisierungsvorgänge im Übergang zur Moderne.