Historiographien Südosteuropas in der Vormoderne

Während historiographiegeschichtliche Forschungen seit mindestens zwei Jahrzehnten einen regelrechten Boom erleben und sich, methodisch erweitert, weit über den traditionellen westeuropäischen Raum hinaus bewegen, fällt auf, dass der Raum zwischen Adria und Schwarzem Meer in der allgemeinen kultur- und ideengeschichtlichen Forschung nur am Rande behandelt wird. So besteht weiterhin eine erhebliche Diskrepanz zwischen der blühenden Forschung zur Wissensproduktion im westeuropäischen Kontext und dem wenig ausgeprägten Interesse an jenen historischen Schriften, die im osmanischen und osmanisch-venezianischen Raum entstanden und in Umlauf gebracht wurden.

Der in der Frühen Neuzeit sich zwischen Istanbul, Venedig und Bukarest erstreckende Kommunikationsraum besticht durch seinen literarisch-kulturellen Reichtum, der von der bisherigen Forschung eher als Hindernis denn als Auftrag zu einem integrierenden Zugang wahrgenommen wurde. Vor diesem Hintergrund wird das Ziel verfolgt, disparate Forschungstraditionen zusammenzuführen in verschiedenen Austausch und Arbeitsformen zusammenzuführen und ein breites interdisziplinäres Netzwerk von Wissenschaftler/innen zur Erforschung der Text- und Geistesgeschichte des osteuropäisch-mediterranen Raums aufzubauen.