In den Jahren 2004–2015 fand ein fächerübergreifendes Forschungsprojekt am Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (ehemals Kommission für Kunstgeschichte) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften statt, das sich der Wiener Hofburg, der zentralen Residenz der habsburgischen Dynastie, widmete. Ziel war, die realisierten Bauvorhaben und die nie ausgeführten Planungen, die intendierten Funktionen und die komplexen Änderungen der Nutzung dieses weitläufigen Gebäudekomplexes vom Mittelalter bis in die Gegenwart zu untersuchen. Im Rahmen des Hofburgprojekts entstand eine 3D-Rekonstruktion, die die bauliche Entwicklung der Hofburg von der Gründung im 13. Jahrhundert bis 1835 vorstellt. Die wissenschaftliche Basis dieser Rekonstruktionen waren bauarchäologische und restauratorische Befundungen sowie die Auswertung von handschriftlichen und gedruckten Quellen (etwa Akten der zuständigen Hofbehörden und historische Reisebeschreibungen) und von rund 10.000 Bildquellen wie Veduten, Photographien, Stadtplänen und Architekturzeichnungen. Diese Medien wurden digitalisiert in einer Datenbank erfasst, die bei der wissenschaftlichen Arbeit wertvolle Dienste leistete.

Den bisherigen Zweck der 3D-Modelle, konservativ als statische Abbildungen in den Buchpublikationen des Hofburgprojekts zu dienen, wollen wir nun aufbrechen. Die 3D-Modelle und die hohe Zahl an bereits vorhandenen digitalen Bild- und Objektdaten der zugrundeliegenden Quellen bieten ein großes Potential sinnvoller Nutzung für künftige wissenschaftliche Forschungen, wenn sie zu interaktiv konzipierten Werkzeugen ausgebaut werden.

Die Architekturzeichnungen zur Hofburg sind teilweise online recherchierbar (z. B. über Albertina online), aber nur als zweidimensionale Graphiken. Der architekturhistorischen Forschung, die Fragen von der zeichnerischen Darstellung an das physische Objekt rückkoppelt, sind so enge Grenzen gesetzt. Ziel unseres Projekts, einer Kooperation der Abteilung Kunstgeschichte des Instituts für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) der ÖAW, der Architektursammlung der Albertina Wien, des Departments für Raumplanung der TU Wien und des Austrian Center for Digital Humanities der ÖAW, ist es, diese Quellenbestände mit Hilfe des Hofburgmodells zeitlich zugeordnet und georeferenziert im dreidimensionalen Raum der Hofburg zu verorten und das 3D-Modell zu einem dreidimensionalen Quellenspeicher mit syn- und diachronen Untersuchungsmöglichkeiten zu machen.

Bei einem virtuellen Rundgang durch den Prototypen des Hofburgmodells können User/innen historisches Quellenmaterial (Architekturzeichnungen, Schriftquellen, wissenschaftliche Texte, in weiterer Folge auch Artefakte wie Gemälde, Tapisserien, Möbel etc.) „aufstöbern“ und verlinkte Inhalte in pop up-Fenstern aufrufen. Interaktiv sollen die Quellen durch die User/innen modifizierbar, topographisch verschiebbar, annotierbar etc. sein. Aus dieser neuen Erfahrbarkeit der Daten erwarten wir neue Sichtweisen und neues Kontextualisierungspotential: So können beispielsweise Architekturpläne gegenüber der bisherigen digitalen Darstellung (als abstrahierte und zweidimensionale Abbilder einer realen Situation) nun dreidimensional, räumlich verortet visualisiert werden. Gerade die Anschaulichkeit der virtuellen Datenablage erlaubt für die Zukunft, das virtuelle Modell mit der realen Hofburg etwa in Form von augmented reality zu  verschneiden.

Projektleitung und Kontakt

Dr. Richard Kurdiovsky


Freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Elmar Schmidinger

Herbert Wittine

Ao. Univ. Prof. DI Dr. Andreas Voigt (TU Wien, IFOER)

DI Dr. Julia Forster (TU Wien, IFOER)

Assoc. Prof. PhD Gabriel Wurzer (TU Wien, IEMAR)

Christoph Hoffmann (ÖAW. ACDH-CH)


Laufzeit

Februar 2017 – Jänner 2019


Finanzierung

GO!Digital 2.0


Mitglied von

Time Machine


Partner

Albertina Wien