Das Historische Ortslexikon des osmanischen Bulgarien zielt darauf ab, sowohl einem wissenschaftlichen wie auch einem allgemeinen Nutzerkreis den Zugang zu einer Datenbank von Ortsnamen im heutigen Bulgarien zu erleichtern, die während der osmanischen Herrschaft in diesem Gebiet verwendet wurden. Bevölkerungsaustausch wie auch systematische nationalistische Bemühungen, die türkisch-islamischen Ortsnamen des Landes auszulöschen und durch bulgarische zu ersetzen, führten im Laufe des späten 19. und des gesamten 20. Jahrhunderts in vielen Fällen zu einer vollständigen Ersetzung der in osmanischer Zeit verwendeten Ortsnamen. Die jüngste Kampagne der bulgarischen Kommunalbehörden für den Ersatz der türkisch-islamischen Ortsnamen fand 2018 statt, als 838 Mikrotoponyme in der Region Stara Zagora ins Bulgarische „übersetzt“ und damit offiziell ausgelöscht wurden. Das Projekt ist bestrebt, eine offen zugängliche Datenbank von Ortsnamen der osmanischen Zeit im Hinblick auf ihre räumliche Lage anzubieten, mit dessen Hilfe historische Siedlungen in den Primärquellen der osmanischen Zeit präziser identifiziert werden können. Darüber hinaus kann die sprachliche Analyse von toponymischen Daten im Laufe der Zeit ethnische Veränderungen und Migrationsprozesse aufdecken, die ansonsten in den von den Historikern verwendeten Primärquellen nicht beschrieben sind.
Das Projekt, das im Wesentlichen eine Ortsnamen-Datenbank ist, wendet eine vielfältige Strategie für die Erfassung toponymischer Daten an. Es basiert hauptsächlich auf der Extraktion von Siedlungsnamen aus verschiedenen Arten osmanischer Primärquellen des 15. bis 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus stützt es sich auch auf toponymische Informationen, die durch einen Prozess des Map Mining verschiedener historischer Karten erhoben wurden, wie etwa der russischen 3-Werst-Karte von 1878 (1: 126.000), der Generalkarte von Mitteleuropa, Ergebnis der 3. Militärkartierung Österreich-Ungarns (1: 200.000), der Rumeli-i şahane haritası des osmanischen Armeehauptquartiers (1: 210.000) sowie einiger anderer kleinerer europäischer und osmanischer Karten. Bisher wurde das Projekt durch das Programm für Kulturerbe, nationale Identität und Gesellschaftsentwicklung des bulgarischen Ministeriums für Wissenschaft und Bildung finanziert.