Ziel des Projekts ist eine umfassende kollektivbiographische Studie, in der erstmals dem in der Forschung bisher stark vernachlässigten altösterreichischen Parlamentarismus ein Gesicht gegeben wird. Dabei werden die erhobenen Daten sämtlicher Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente von 1848 bis 1918 in einem Längsschnitt prosopographisch ausgewertet. Die Schwerpunkte liegen neben der Erfassung der parlamentarischen Tätigkeit auf der Darstellung der Alters- und Berufsstruktur, der fachlichen Kompetenz, der regionalen Herkunft und der politischen und gesellschaftlichen Tätigkeit außerhalb des Parlaments sowie der Erläuterung der politischen Rahmenbedingungen (Wahlrecht und dessen Änderungen, interne Struktur des Parlaments). Damit soll erstmals eine auf empirischen Daten basierende Studie vorliegen, die jenseits der tradierten Klischees von Nationalität, Stand und Klasse das Gesicht des altösterreichischen Parlaments in seinem Wandel von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende der Habsburgermonarchie beleuchtet. Im Rahmen einschlägiger Tagungen zur Geschichte des Parlamentarismus und der Habsburgermonarchie werden laufend Thesen und Teilergebnisse des Projekts vor- und zur Diskussion gestellt.

Quellenmäßig basiert die Arbeit auf dem 2014 erschienenen zweibändigen Werk Die österreichischen Zentralparlamente 1848-1918. Ein biographisches Lexikon (Studien zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie 33), in dem sämtliche Mitglieder des Konstituierenden Reichstags von 1848-1849 sowie der beiden Häuser des Reichsrats von 1861 bis 1918 erschlossen sind. Neben den Daten der Mitgliedschaft im Parlament werden – so weit als möglich – die Lebensdaten, familiäre Herkunft und Religion, Angaben zur Ausbildung, zum beruflichen Lebensweg sowie zur außerparlamentarischen politischen und sonstigen gesellschaftlichen Tätigkeit vor, während und nach der parlamentarischen Tätigkeit aller 3.515 Mandatare erfasst. Auch seit der Drucklegung versteht sich diese biographische Sammlung weiterhin als work in progress. Ergänzungen und Korrekturen sind daher willkommen und werden weiterhin laufend in die Datenbank aufgenommen.