Die rasche Abfolge von äußeren und inneren Konflikten im sogenannten Zeitalter der Revolutionen brachte Bewegung in die politische Landkarte Ostmittel- und Südosteuropas. So entstanden neue Grenz- und Übergangsäume in der von der Adria bis ans Schwarze Meer reichenden Kontaktzone der vier großen Imperien – dem Habsburgischen, dem Osmanischen, dem Russischen und dem Venezianischen bzw. Napoleonischen Reich. Sei es durch das völlige Verschwinden staatlicher Größen (wie im Fall von Polen-Litauen, Venedig oder Ragusa), sei es in Verbindung mit territorialer Expansion (etwa des Zarenreichs in die Kaukasus- und nördliche Schwarzmeerregion, Habsburgs in die Bukowina und Galizien, Frankreichs an die östliche Adria) oder sei es durch den Verlust an Einfluss und Kontrolle (etwa des Osmanischen Reichs gegenüber Montenegro, Serbien, Griechenland und den Donaufürstentümern) – in den meisten Fällen ging der Herrschaftswechsel mit einem Herrschaftswandel in den betroffenen Gebieten einher. Dabei wurde die Eingliederung der neuen ebenso wie die erforderliche Umgestaltung der alten Grenzgebiete fallweise zum Prüfstein behördlicher Effizienz, der militärischen Schlagkraft oder gar der „zivilisatorischen“ Kraft des Staats erhoben – oder aber seiner Ineffizienz, Schwäche und Hilflosigkeit.

Die Betrachtung von recht unterschiedlichen und doch räumlich zusammenhängenden Grenz- und Übergangsräumen zwischen der Adria und dem Schwarzen Meer an der Wende zum 19. Jahrhundert eröffnet die Möglichkeit, Regierungswissen und Regierungspraktiken (die beiden Dimensionen von governance) in ihrem lokalen Zusammenwirken, inklusive der örtlichen Widerstände und Rückwirkung auf die jeweiligen imperialen Zentren, vergleichend zu erforschen.


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