Sieveringer Straße 99 , Karte
Text: Marion Gollner
Drei Steinkugeln vor dem Haus in der Sieveringer Hauptstraße 99 haben dem „Dreikugelhaus“ (auch „Dreikugl-Schachinger-Haus“ genannt) in Döbling seinen Namen gegeben.
Mit einem Durchmesser von mehr als 40 Zentimetern sind sie „bei weitem die größten Türkenkugeln, die es in Wien gibt“ (Tomenendal 2000: 254).
Überschrift
Die drei auf der Gehsteigseite eingemauerten Kugeln wurden angeblich von türkischen Gefangenen mithilfe von Schablonen aus einem „Pressstein“ aus dem Waldviertel gefertigt. Laut Gerald Schwertberger hätten die drei steinernen Kugeln am Tag der Entsatzschlacht, am 12. September 1683, über die Stadtmauer Wiens geschleudert werden sollen (vgl. Schwertberger 2007: 14).
Dazu kam es jedoch nicht. Eine zeitgenössische Inschrift auf dem Sockel der zweiten Steinkugel besagt, dass die Geschosse vor dem Haus aufgefunden wurden:
Ano (1)683 / sag [sah] ich auf/ ligen disse kugl/ bey dissen Haus (Csendes 1983: 36)
Laut einem Buchausschnitt, der in einem Fenster des Hauses zur Schau gestellt wird, soll das Haus noch im 19. Jahrhundert als „Bombenhaus“ bezeichnet worden sein. Die drei Kugeln wurden zum Hauszeichen und gaben dem heutigen Traditionsgasthaus „3 Kugel Schachinger“ seinen Namen (vgl. Schwertberger 2007: 15).
Literatur
Literatur
Csendes, Peter (1983): Erinnerungen an Wiens Türkenjahre. Wien/München.
Schwertberger, Gerald (2007): ALLA TURCA und Türkenkugeln. Türken-Bezüge im Stadtbild Wiens.
Tomenendal, Kerstin (2000): Das türkische Gesicht Wiens. Auf den Spuren der Türken in Wien. Wien/Köln/Weimar.
Witzmann, Reingard (1982): Türkenkopf und Türkenkugel. Einige Türkenmotive und Bildvorstellungen der Volkskultur aus dem 17. und 18. Jahrhundert. In: Historisches Museum der Stadt Wien (Hg.): Die Türken vor Wien. Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. Salzburg/Wien, 291–303.