Perchtoldsdorf, Karte
Text: Simon Hadler
Anlässlich des 300. Jahrestages der Zerstörung der Gemeinde Perchtoldsdorf durch osmanische Streifscharen wurde 1983 am Marktplatz ein Gedenkstein errichtet.
Beschreibung
Der weiße Marmorstein mit den Maßen 1,60 x 1,60 x 0,60 m steht am Perchtoldsdorfer Marktplatz. Auf einer Seite befindet sich die Jahreszahl 1683, direkt davor am Boden das Jahr der Errichtung, 1983. Die Oberseite wird von einem großen schwarzen „H“ dominiert. Dies ist ein Verweis auf ein Wandgemälde im alten Perchtoldsdorfer Rathaus, welches 1699/1700 entstanden ist und die Geschehnisse im Juli 1683 darstellt. Einzelne Orte sind darauf mit Buchstaben versehen und die Szene „H“ zeigt heute – wohl nach häufigem Übermalen (Petrin 1974: 96) – den Moment, als die Perchtoldsdorfer Bevölkerung auf dem blutgetränkten Marktplatz von den osmanischen Streifscharen niedergeschlagen wurde.
Eine kontroverse Errichtung
Eine kontroverse Errichtung
Der Gedenkstein wurde am 17. Juli 1983 im Anschluss an einen Festgottesdienst enthüllt und gesegnet. Die Feier wurde von Blasmusik begleitet und in Anwesenheit von Ehrengästen gab es eine Ansprache von Bürgermeister Paul Katzberger, der auf die Bedeutung des Steins als ein Mahnmal für die Opfer Perchtoldsdorfs und für den Frieden verwies (NÖN 20.7.1983: 12).
Die Errichtung des Denkmals war Teil des Programms für das Gedenkjahr 1983, welches unter anderem auch Ausstellungen, Konzerte und einen Festumzug umfasste. Das Datum der Enthüllung des Gedenksteins fällt mit jenem der erinnerten Ereignisse zusammen, daher kann diese, gemeinsam mit einem Festakt in der Perchtoldsdorfer Burg und einer Multimediashow am Marktplatz an den beiden vorhergehenden Tagen, als ein Höhepunkt der Feierlichkeiten angesehen werden.
Es war jedoch lange Zeit nicht klar, wie das Denkmal aussehen sollte. Bürgermeister Katzberger sprach sich zuerst für einen etwa 8 m hohen Obelisken aus, mit welchem er „das Selbstbewußtsein der Perchtoldsdorfer dokumentieren“ (NÖN 23.2.1983: 11) wollte. Obwohl sich bereits früh abzeichnete, dass für diese Pläne keine Mehrheit zu finden war, ließ man am 8. April ein Holzmodell dieses Obelisken am Marktplatz errichten – doch nicht für lange Zeit. Denn bereits am Abend desselben Tages gab es Proteste mit Plakaten und bald wurde das Modell – auch mit Hilfe von Leitern – mit Aufschriften versehen. Eine in den Niederösterreichischen Nachrichten abgedruckte Auswahl von Sprüchen lässt vermuten, dass auf der einen Seite vor allem die Veränderung des Ortsbildes kritisiert wurde und auf der anderen Seite dem Bürgermeister Großmannsucht und die hohen Kosten vorgeworfen wurden. Bereits am nächsten Tag wurde das Modell wieder abtransportiert. Die Entscheidung für das kleinere Denkmal stand nun fest (NÖN 13.4.1983: 3).
Literatur
Literatur
Niederösterreichische Nachrichten (23.2.1983). Mödlinger Nachrichten: Katzbergers Gedenksäule schrumpfte zum Block. 11.
Niederösterreichische Nachrichten (13.4.1983). Mödlinger Nachrichten: Boeger, Hans; Leitner, Waltraud: Beschmiertes Türkendenkmal sorgte für Verkehrsstau… 3.
Niederösterreichische Nachrichten (20.7.1983): Mödlinger Nachrichten: Gedenkstein als Mahnmal für den Frieden. 12.
Petrin Silvia (1974): Stukkateur und Maler der Perchtoldsdorfer Rathausstuben. In: Unsere Heimat. Zeitschrift des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Jg. 45, Heft 2. S. 93–102.