Augustinerstraße 3, Karte
Text: Silvia Dallinger
Am 13. September 1683, einen Tag nach der siegreichen Entsatzschlacht, besuchte der Polenkönig Jan III. Sobieski den Dankgottesdienst in der Loretokapelle der Augustinerkirche und stimmte das ‚Te Deum’ (‚Großer Gott wir loben dich’) an, nachdem er zuvor den Stephansdom und die Kirche Am Hof besucht hatte. Die Stadt widmete ihm zum Dank für ‚die Rettung Wiens’ einen Lorbeerkranz, den Sobieski in der Kapelle anbringen ließ.
Seit dem Jubiläumsjahr 1983 erinnert eine Gedenktafel an der Außenfassade der Augustinerkirche an dieses Ereignis.
Sobieski als Symbolfigur
Zum 300-jährigen Entsatzjubiläum (1983) strebte die Österreichisch-Polnische Gesellschaft (ÖPG) die Vertiefung der freundschaftlichen Beziehungen beider Länder an. Die Schnittstelle sollte Jan III. Sobieski darstellen. Das Jubiläumsjahr bot Anlass, dem siegreichen König ein weiteres, von polnischer Seite lang ersehntes Denkmal zu errichten. Da das ursprünglich geplante Reiterdenkmal zu kostspielig war, stiftete die ÖPG mit ihrem 1979 gegründeten Komitee ‚300 Jahre Entsatz von Wien mit König Jan III. Sobieski’ stattdessen eine Sobieski-Gedenktafel. Sie wurde an der Augustinerkirche angebracht.
Diese Tafel ist eine von vier Sobieskitafeln in Wien. Die drei anderen befinden sich am Kahlenberg auf der Außenwand der St. Josephskirche bzw. in der Sobieskikapelle. Sie wurden 1883 (durch die Stadt Wien), 1904 (zur Eröffnung der Sobieskikapelle, privat durch den Krakauer Joseph Kulesza) und 1983 (auf Initiative des polnischen Ordens der Resurrektionisten) angebracht. (Cwanek-Florek 2006: 68; Cwanek-Florek 2009: 278f.) Das Denkmal an der Außenseite der Augustinerkirche inititierte der damalige ÖPG-Präsident und Komiteevorsitzende Dr. Theodor Kanitzer.
Ein würdiger Platz für die Gedenktafel
Ein würdiger Platz für die Gedenktafel
Die Gedenktafel sollte ursprünglich im Innenraum der Augustinerkirche angebracht werden. Da die vorgesehene Stelle jedoch zu dunkel war und die Gedenktafel somit nicht zur Geltung gekommen wäre, konnte der Vorsitzende des Sobieski-Komitees Dr. Theodor Kanitzer nach längerem Hin und Her schließlich durchsetzen, die Tafel an der Außenseite der Kirche zu befestigen. Finanziert wurde die Tafel von der polnischen Kulturbehörde (Gespräch der Verfasserin des Textes mit Dr. Theodor Kanitzer, am 25.05.2009).
Die Gedenktafel, gefertigt von der Warschauer Bildhauerin und Medailleurin Wiktoria Czechowska-Antoniewska, zeigt ein Relief-Portrait von Sobieski. Die Inschrift lautet:
JAN III. SOBIESKI
KÖNIG VON POLEN
OBERBEFEHLSHABER
DER VEREINIGTEN HEERE
BESUCHTE HIER
AM 13. SEPTEMBER 1683
NACH DER BEFREIUNG WIENS
VON DEN TÜRKISCHEN
BELAGERERN
DIE HEILIGE MESSE
KOMITEE <300 JAHRE ENTSATZ VON WIEN MIT KÖNIG JAN III. SOBIESKI>
SEPTEMBER 1983
Die Enthüllungsfeier am 12. September 1983
Die Sobieski-Gedenktafel wurde am 12. September 1983 an der Augustinerkirche feierlich enthüllt. Rund 1000 Menschen nahmen an der Feier teil. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte die Militärmusik des Gardebataillons Wien. Dr. Fritz Bock (Vizekanzler a. D. und Ehrenpräsident der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft) und Dr. Theodor Kanitzer (Vorsitzender des Komitees ‚300 Jahre Entsatz von Wien mit König Jan III. Sobieski’ und Präsident der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft) hielten eine Ansprache. Im Anschluss daran übernahm der amtsführende Stadtrat für Kultur, Franz Mrkwicka, die Gedenktafel in die Obhut der Stadt Wien.
Es folgte die Uraufführung der ‚Missa in honorem Joanni Paoli II.’ (‚Messe zu Ehren Johannes Paul II.’, des damaligen polnischen Papstes) op. 30 vom Komponisten Zdzislaw Wysocki in der Augustinerkirche, dargeboten vom Posener Kurczewski-Knabenchor und dem Kammerorchester der Philharmonie Posen.
Die Augustinerkirche
Die Augustinerkirche
Die Augustinerkirche wurde 1330–1339 vom bayrischen Baumeister Dietrich Ladtner von Pirn erbaut, die Weihe erfolgte 1349. Kaiser Ferdinand II. übergab die Kirche 1630 den ‚Unbeschuhten Augustinern’. Vier Jahre später wurde sie zur Hofkirche. Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche (seit 1783 Stadtpfarrkirche) 1784/85 durch Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg. Die Kirche ist heute Teil des Albertina-Traktes der Wiener Hofburg.
Literatur
Literatur
Augustiner in Österreich und Süddeutschland, 11.03.2020.
Csendes, Peter (1983): Rückblick auf das Türkenjubiläumsjahr. In: Wiener Geschichtsblätter, 38. Jahrgang, Nr. 2, 36–38.
Cwanek-Florek Ewa (2006): Polen in Wien. Ausgewählte Aspekte der Gedenk-Rezeption, Rzeszów.
Cwanek-Florek Ewa (2009): Erinnerungsorte an polnische Militärs in Wien. In: Heeresgeschichtliches Museum Wien (Hg.), Polnisch-österreichische Kontakte sowie Militärbündnisse 1618–1918. Symposium und Abendvortrag 11. und 12. September 2009. Acta, Wien (Eine Publikation ds Heeresgeschichtlichen Museums/Militärhistorisches Institut Wien in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Wien und der Commission Autrichienne d’Histoire Militaire), 265–292.
Festkomitee „300 Jahre Entsatz von Wien mit König Jan III. Sobieski“. Informationsbulletin (1984). In: Österreich-Polen. Zeitschrift für Kultur und Wirtschaft. Nr. I 133, März 1984, I/13–IV/16.
Gespräch der Verfasserin des Textes mit Dr. Theodor Kanitzer am 25. Mai 2009.
Österreichisch-Polnische Gesellschaft (Hg.) (1980): Festkomitee „300 Jahre Entsatz von Wien mit König Jan III. Sobieski“. Informationsbulletin. Wien.
Saliger, Arthur (2003): Kloster- und Stadtpfarrkirche St. Augustin. Wien.
Tomenendal (2000): Das türkische Gesicht Wiens. Auf den Spuren der Türken in Wien. Wien/Köln/Weimar.
O.V. (1960): Wien: Augustinerkirche. Wien.
300 Jahre seit dem Entsatz von Wien. Publikation der Abteilung für Presse, kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten (1983), Warschau.