Graz, Karte
Text: Zsuzsa Barbarics-Hermanik
Die Mariahilferkirche und das angeschlossene Minoritenkloster befinden sich in der ehemaligen Murvorstadt, im heutigen Stadtbezirk Lend. Im Gegensatz zu den meisten Türkendenkmälern in Graz sind weder in der Kirche noch im Kloster konkrete ‚Türkendarstellungen‘ zu finden. Die Kirche und damit auch das Kloster wurden vielmehr indirekt in das ‚Türkengedächtnis‘ der Stadt eingebunden.
Zur Geschichte der Mariahilferkirche und des Minoritenklosters
Der Kirchenbau und die Errichtung des angeschlossenen Minoritenklosters gehen auf die Initiative Erzherzog Ferdinands von Innerösterreich (dem späteren Kaiser Ferdinand II.) und seines engsten Beraters und Präsidenten des Geheimen Rates, Oberhofmeister Hans Ulrich von Eggenberg, zurück und sind vor allem im engen Zusammenhang mit den gegenreformatorischen Maßnahmen im gesamten Innerösterreich zu sehen. Im Rahmen dieser wurden auch die Minoriten am heutigen Mariahilferplatz angesiedelt (vgl. Biedermann/Brunner 2003: 451-452).
Die Initiatoren Erzherzog Ferdinand III. von Innerösterreich und Hans Ulrich von Eggenberg, die gleichzeitig auch die Stifter der Mariahilferkirche waren, beauftragten mit der Planung den aus der Lombardei stammenden Baumeister Giovanni Pietro de Pomis. Die zwischen 1607 und 1611 laufenden Bauarbeiten wurden von de Pomis` Schüler, dem Hofbaupolier Pietro Valnegro, geleitet, was auch im Falle der Katharinenkirche der Fall war. Die Kirche entwickelte sich dann schnell zu einem wichtigen Wallfahrtsort der Stadt (vgl. Biedermann/Brunner 2003: 448).
Die heutige Fassade mit den zwei Türmen erhielt die Kirche erst während eines Umbaus in den Jahren 1742 und 1744, der nach den Plänen von Josef Huber durchgeführt wurde. 1783 wurde dann die Wallfahrtskirche in eine Pfarrkirche umwandelt, wodurch die Minoriten einer Auflösung ihres Ordensstandortes entgehen konnten (vgl. Frizberg/Emersdorfer 2008: 59).
Das Kettenmotiv und die dazu gehörende Legende
Das Mariahilfer Gnadenbild der Kirche, das vom genannten Hofbaumeister Giovanni Pietro de Pomis selbst gemalt und von ihm auf 1611 datiert wurde (vgl. Biedermann/Brunner 2003: 451), ist mit einer Legende verbunden, die einen indirekten Zusammenhang zu den Osmanen herstellt:
Einem Grazer Adeligen soll im osmanischen Gefängnis Maria erschienen sein, wonach er von der Gefangenschaft befreit worden wäre. „Maria soll ihm geboten haben, in seiner Heimatstadt jenem Bildnis ein Dankopfer zu leisten, das ihrer Erscheinung im Gefängnis am ähnlichsten sei.“ Der genannte Adelige soll dieses dann im von Giovanni Pietro de Pomis gemalten Gnadenbild gefunden und dem Künstler erzählt haben. Infolge dessen soll der Maler den Adeligen auf dem Gnadenbild abgebildet haben, wie er seine Ketten Maria opfert (vgl. Frizberg/Emersdorfer 2008: 61).
Ähnlich wie im Falle der Wallfahrtskirche Mariatrost sollen in der Mariahilferkirche auch Ketten aufgehängt worden sein, die ehemalige Gefangene als Danksagungen für ihre Befreiung aus der osmanischen Gefangenschaft mitgebracht haben sollen. Diese sollen noch im 18. Jahrhundert in der Schatzkammer des Klosters aufbewahrt worden sein.
Prozessionen und Feierlichkeiten
Prozessionen und Feierlichkeiten
Im Laufe des letzten Großen Türkenkrieges (1683–1699) wurden die Siege der kaiserlichen Truppen über die Osmanen auch in Graz mit barocken Festlichkeiten gefeiert. Bei den durchgeführten Prozessionen sollen sogar die Ketten der ehemaligen Gefangenen mitgetragen worden sein.
Literatur
Literatur
Biedermann, Gottfried/ Brunner, Walter (Hg.) (2003): Geschichte der Stadt Graz. 3. Kirche – Bildung – Kultur. Graz.
Frizberg, Anna-Katerina/ Emersdorfer, Martin (2008): Graz. Rundgänge durch die Geschichte. Erfurt.
Dehio. Graz. Wien (1979).